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Gewässer sind selten im schwäbischen Karst. Es gibt nur wenige Seen, Teiche, Flüsse auf der Schwäbischen Alb.

Pomologie und Volkspark Reutlingen (Streuobstzentrum Eduard Lucas)

Das Streuobstzentrum Eduard Lucas befindet sich am Rand der Reutlinger Pomologie – heute ein Park mit Obstbaumanlage, Bienenhaus, Vogelvoliere, Liegewiese, Spielplatz, Exotarium und verwunschen gelegenen Cafés.

Eine Streuobstwiese mitten in der Stadt? Ja, und noch viel mehr! Doch von Anfang an.

Im Jahr 1815 brach in Indonesien der Vulkan Tambora aus. Nicht die Asche, sondern Schwefelgase ließen Aerosolwolken entstehen, die sich um die gesamte Erde ausbreiteten und große Teile des Sonnenlichts absorbierten. In Europa wurde dadurch das Jahr 1816 ein Jahr ohne Sommer. Der Vulkanausbruch war innerhalb der nächsten drei Jahre eine der größten Natur- und Umweltkatastrophen der Menschheit mit Millionen Todesopfern weltweit. Doch damals erkannte niemand den Zusammenhang.

In Württemberg gab es die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. König Wilhelm I. und seine Frau Katharina Pawlowna gründeten deshalb 1818 die landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim – heute die Universität Hohenheim. Dies war aber nur eine bemerkenswerte Folge des Vulkanausbruchs. Ihm zu „verdanken“ sind mittelbar oder unmittelbar die Einführung des Cannstatter Volksfests (Wasen), die Erfindung des Fahrrads und des Kartoffelbrots wie auch Mary Shelleys Roman Frankenstein, Lord Byrons Gedicht Darkness oder auch die rote Himmelsfärbung in Caspar David Friedrichs Gemälden.

Im Jahr 1843 wurde der 1816 in Erfurt geborene Eduard Lucas als Institutsgärtner nach Hohenheim berufen. Neben der Obstbaumpflege gehörte auch Unterricht in Obstbaumzucht und Gemüsebau zu seinen Aufgaben. 1859/60 gründete er in Reutlingen eine private Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie. Das Pomologische Institut war die erste und einzige Schule dieser Art. Die Schüler kamen aus ganz Europa nach Reutlingen. Bis 1914 diente es als Modell für weitere Fachschulen in Deutschland. 1866 erhielt Lucas die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen.

Nach 1922 geriet die Pomologie in Vergessenheit. Erst zur Landesgartenschau 1984 interessierte man sich wieder für das historische Erbe. Heute gibt es in Reutlingen immer noch die „Pomologie“ und den angrenzenden Volkspark. Spaziergänger, Erholungssuchende, Wissensdurstige und Sportliche tummeln sich hier – entweder auf der Liegewiese unter den Obstbäumen, im Apothekergarten, beim Bienenhaus, im Rosengartencafé oder im Kaffeehäusle und auf den vielen Bänken. Ein schöner und beliebter Spielplatz ist für Kinder ebenso interessant wie die Schildkröten beim Exotarium oder die Vögel im Glashaus. Jedes Jahr findet ab Himmelfahrt die 4-tägige Gartenmesse Garden Life statt – 2016 sprengte sie den Rahmen: mangelnder Wille zu Park&Ride, generell zu viel Andrang. Trotz der 10 Euro Eintritt. So beliebt ist die „Pomo“!

In den letzten Jahren hat sich der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis Reutlingen stark dafür eingesetzt, dass im ehemaligen Wohnhaus von Eduard Lucas neben dem Hauptgebäude des Pomologischen Instituts eine Streuobst-Infostelle eingerichtet wird. Im Gewölbekeller gibt es schon das Streuobstzentrum Eduard Lucas, doch dies ist bislang nicht dauerhaft für Besucher geöffnet.

Die Stadt Reutlingen ist seit Mai 2015 Mitglied im Verein Schwäbisches Streuobstparadies e.V., der 2012 gegründet wurde. „Das übergeordnete Ziel des Vereins Schwäbisches
Streuobstparadies ist der Erhalt und die Vermarktung der größten zusammenhängenden
Streuobstlandschaft Mitteleuropas.

Auf der anderen Seite gehört zur Stadt Reutlingen auch die „gemeinnützige“ Wohnungsgesellschaft GWG, die sich gerade einen überdimensionierten, schlamm-farbenen Legobaustein als neue GWG-Zentrale direkt unterhalb der Pomologie hinklotzt. Deren Planungsbüro ist – wer hätte es gedacht – im denkmalgeschützten Eduard-Lucas-Haus untergebracht. Im Mai 2016 kommt heraus, dass man dort im Anschluss lieber Wohnungen als eine Streuobst-Infostelle einbauen möchte. Nach dem Bau des morastbraunen Stadthallen-Bauklotzes, der Nacht-und-Nebel-Denkmalschutzaktion für den betongrauen Rathaus-Bauklotz nun ein weiterer Schildbürgerstreich? Nicht lustig.

Gäbe es einen besseren Platz für das Streuobstzentrum Eduard Lucas als im Originalgebäude? Wer den schönen Park noch nicht kennt, kann einen Ausflug in die Pomologie und zum Volkspark in Erwägung ziehen. Wenn man sich dann vor Ort das Eduard-Lucas-Haus anschaut, merkt man schnell, dass sich die Wohnungsprobleme Reutlingens dort ganz sicher nicht lösen lassen. Noch nicht einmal dann, wenn man statt des neuen GWG-Klotzes ein großes Wohnareal gebaut hätte.

Die Pomologie ist vom Hauptbahnhof Reutlingen in 10 Minuten und vom ZOB in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. An der Bushaltestelle Pomologie / Volkspark halten Busse der Linien 4, 5, 11 und 71. Den Park und seine zahlreichen Einrichtungen kann man nach Belieben erkunden. Die unten dargestellte Karte mit GPX-Track dient lediglich der groben Orientierung.

Länge: 1,5 km (beliebig)
Dauer: beliebig

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Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Spaziergang am Reutlinger Listhof (orange)
NSG Listhof – Naturerlebnis an ungewöhnlichem Ort (gelb)
Vom Reutlinger Markwasen zum Käpfle und über das NSG Listhof zurück (braun)
Durch die Architekturstile der Jahrhunderte auf die Reutlinger Achalm (pink)
5 Tage Burgenweg (lila)

Warme Quellen Algershofen (Donauschleife)

Ein schöner Sonntagsspaziergang von der Frauenbergkirche bei Munderkingen zum Donauschleifen-Ausflugsziel Warme Quellen Algershofen.

Vom Parkplatz direkt bei der Frauenbergkirche zwischen Untermarchtal und Munderkingen aus geht man den asphaltierten Weg hinter der Kirche hinunter, vorbei am Kreuz mit dem vergoldeten Gekreuzigten. An der Kreuzung nach 330 Metern biegt man scharf rechts ab.

Wasser, Quellen, Brunnen

Kurz darauf erreicht man am Waldrand linker Hand ein Naturdenkmal: einen alten Baum auf einem Kalksteinfelsen. Wer hier links einen Abstecher in den Wald macht, findet die versteckte Venturenquelle, deren Wasser direkt in die Donau fließt.

Der weitere Weg führt leicht links unter dem Bahndamm hindurch und parallel zum Algershofer Bach zum Ortsrand von Algershofen. Dort spaziert man ein paar Meter nach links und wendet sich darauf nach rechts auf einen Feldweg, der in einer weiten Rechtskurve um den Ort herum führt.

Warme Quellen Algershofen

Auf der Westseite des Ortes findet man ein Gewässer: Warme Quellen mit ganzjährig 16°C lauwarmem Wasser. Das Phänomen ist sicherlich im Winter interessanter, wenn das Wasser dampft, oder im Sommer, wenn die Seerosen blühen. Dennoch ist es ein netter Ort, mit einem Badehäuschen, mit Schilf und mit einer Infotafel.

Nach den Warmen Quellen zweigt man rechts ab. Es geht kurz bergauf, zwischen zwei Bauernhöfen hindurch und auf dem Sträßchen nach links. Knapp 500 Meter bleibt man auf der Zufahrtstraße, auf der man ab und zu mit Autoverkehr rechnen muss. Direkt hinter der Brücke über die Bahngleise biegt man rechts auf den Feldweg und kurz darauf links ab.

Frauenbergkirche und Schlangensage

Ein kurzer Anstieg führt zurück zur Frauenbergkirche auf dem Brunnenberg. Es lohnt sich, die kleine Barockkirche auch von innen zu besichtigen.

Man beachte das Gemälde gleich links vom Eingang: Es erzählt von einer bizarren Gechichte, der Schlangensage, der zufolge eine Frau aus dem Brunnen getrunken hatte. „Die Rond von Munderkingen“ wirkte schwanger, aber der Sage nach trug sie 62 kleine Schlangen aus. Als man den Brunnen leer schöpfe, fand man eine große Schlange. Man vermutet, dass die Sage im Zuge der Christianisierung entstanden war.

Länge: 3,7 km
Dauer: 1 h
Anstiege: minimal

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Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Zw. Donau, Lauter und Hochberg (gelb)
Von Schloss Mochental durch Bach-, Tiefen- und Wolfstal zur Märzenbecherblüte (orange)

Burgenweg Indelhausen-Obermarchtal (Etappe 4)

Vom Start in Indelhausen wanderte ich weiter an der Großen Lauter entlang bis zu ihrer Mündung in die Donau und noch etwas weiter bis Obermarchtal. Das Lautertal ist hier nicht nur wie in Etappe 3 sehr burgenreich, sondern auch noch autofrei.

Gleich in Indelhausen wechselt man auf die rechte Flussseite. Am Ortsrand von Anhausen bietet sich ein Blick hinüber zur Ruine Schülzburg. Diese ist in Privathand und verfällt derzeit leider, ein Besuch lohnt eher nicht.

Kurz darauf kann man aber einen Abstecher hinauf zur Ruine Maisenburg machen, mit sehr schönem Ausblick auf die durch das Tal mäandernde Lauter. Im Anschluss wechselt man auf die linke Talseite, wo sich oberhalb in den Felsen kleine Höhlen wie zum Beispiel die Ochsenlöcher befinden.

Man passiert eine beeindruckende Felswand, danach wird der Weg zum Wiesenweg. Bald hört man ein Rauschen, das von einem kleinen Wasserfall, dem Hohen Gießel kommt. Direkt daneben befindet sich ein sogenannter Hungerbrunnen, eine unzuverlässige Quelle, aus der nur nach starkem Regen Wasser kommt. Nicht mehr weit und man sieht oben an der Talkante die Ruine Wartstein. Da es vorhersagegemäß angefangen hatte zu regnen, sparte ich mir die Schlammschlacht auf dem rutschigen, steilen Pfad dort hinauf, wechselte wieder auf die rechte Talseite und wanderte weiter durch das Tal.

Wenn die Wege allerdings trocken sind, dann sollte man sich den steilen Anstieg über Stock und Stein zur Ruine Wartstein antun – der Blick über das Lautertal, bis zum Bussen und an klaren Tagen zu den Alpen ist herrlich. Es geht steil bergab bis zur Vorburg und dann am Hang entlang weiter.

Im Wald versteckt findet man die Überreste der Ruine Monsberg, bei der man der Phantasie freien Lauf lassen kann: Wie es hier wohl einst ausgesehen hat?! Von der Ruine St.Ruprecht ist außer einem Burggraben nichts zu sehen. Nun geht man weiter bergab und zurück zur Lauter.

Nach einigen Talwindungen erreichte ich Unterwilzingen. Zu den Regentropfen hatten sich vereinzelt Schneeflocken gesellt. Dort muss man über die Lauterbrücke auf die linke Talseite gehen. Dann folgt ein sehr schöner und beliebter Abschnitt des Lautertals. Obwohl Sonntag war, traf ich dort nur zwei Hundeleute – eine echte Seltenheit.

Kurz nach der Laufenmühle (auch den Abstecher zur Ruine Reichenstein sparte ich mir) erreichte ich den Abzweig zum Wolfstal. Leider war auch das Biosphärenhaus verlassen. Ein echter Nachteil im Winter, dass doch recht viel geschlossen ist. Ich setzte mich auf einen angeketteten Klappstuhl, genoss mein mitgebrachtes „Picknick“ und betrachtete den schönen Spielplatz im Schneeregen.

Etwas gestärkt stapfte ich weiter bis Lauterach und dann rechts das letzte Stück Lautertal hinab. Die Ruine Neuburg ließ ich links liegen, ging durch den Tunnel im Bahndamm und rechts donauaufwärts weiter. Zwei Spaziergänger mit großen, orangefarbenen Schirmen überholten mich.

An der Donau entlang wanderte ich durch die Auen. Es war schon recht viel Wasser in dem eigentlich noch jungen Fluss. Endlich kamen die zwei Zwiebeltürme des Klosters Obermarchtal in Sicht. Die Anlage wirkt für ankommende Wanderer sehr beeindruckend.

Über eine Donaubrücke erreicht man das Örtchen Obermarchtal. Der HW 5 führt gleich nach links, auf einem Pfad durch einen Privatgarten und dann Treppen hinauf wie durch einen verwunschenen Geheimgang in die Klosteranlage.

Länge: 15,7 km
Dauer: 5 h
Anstieg: ca. 220 Hm

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Legende: E=Einkehr, Ü=Übernachtung, Bus/Bhf/Hbf=Haltestellen, AP=Aussichtspunkt

Überblick:
5 Tage Burgenweg

Vorige und nächste Etappen:
Burgenweg Reutlingen-Eningen – 7,5 km
Burgenweg Eningen-Traifelberg – 16,9 km
Burgenweg Traifelberg-Marbach – 15,4 km
Burgenweg Marbach-Indelhausen – 21,5 km (gelb)
Burgenweg Obermarchtal-Zwiefalten – 11,7 km (orange)