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Das Albvorland liegt der Schwäbischen Alb an ihrem Nordrand (Albtrauf) zu Füßen. Geprägt wird die Landschaft (noch) durch Streuobstwiesen, die sich im Frühling in ein Blütenmeer verwandeln.

Über die Dreikaiserberge

Einmal über die Dreikaiserberge wandern – über Stuifen, Hohenrechberg und Hohenstaufen – das ist ein einmaliges Erlebnis mit überraschend schönen Ausblicken. Und das Wetter war vielleicht mystisch! Kräftiger Wind, tief hängende Wolken, Sonnenflecken ganz zum Ende …

Anfahrt

Zu dieser Wanderung startet man an einem kleinen, nicht ausgeschilderten Wanderparkplatz südöstlich unterhalb des Stuifen. Man erreicht ihn von Wißgoldingen aus über den Tannweiler Weg. Wir haben uns aufgrund der – wie in (Baden-)Württemberg üblich – schlechten Busverbindungen (filsland.de) dazu entschieden, ein Auto am Endpunkt abzustellen. Am Ortseingang von Hohenstaufen sind diverse Parkplätze ausgeschildert. Von Hohenstaufen sind weder Rechberg noch Wißgoldingen ausgeschildert, was wohl daran liegt, dass dazwischen die Landkreisgrenze verläuft. Die kürzeste Strecke führt von Hohenstaufen Richtung Ottenbach, vor dem Ortseingang links nach Rechberg und dann nach Wißgoldingen. Selbst Google Maps scheint dort verwirrt zu sein und führt gerne über Straßdorf, was 4 km länger ist.

Beschilderung

Man folgt durchgängig dem Wanderzeichen Rotes Kreuz auf weißem Grund, nur kurz vor dem Ort Hohenstaufen findet man es nicht mehr und folgt stattdessen der Jakobsmuschel. Wir haben die Tour so gewählt, dass wir den höchsten Berg mit dem steilsten Anstieg zuerst erklimmen. Die folgenden Anstiege sind zwar ebenfalls anstrengend, aber nicht mehr ganz so steil oder lang.

Über die Dreikaiserberge

Zuerst geht es steil hinauf zum Stuifen. Vom Gipfel hat man nur eine begrenzte Aussicht, aber etwas unterhalb am Stuifenkreuz blickt man zum Rechberg und zum Albtrauf. Auf allen drei Gipfeln befinden sich schöne Panoramatafeln, hier sogar mit Relief.

Durch den Wald und über Felder gelangt man nach Rechberg und steigt hinauf zur barocken Wallfahrts- und Pfarrkirche St. Maria auf dem Hohenrechberg und von dort ein Stück hinab zur Burgruine Hohenrechberg.

Es folgt eine längere Strecke über den sogenannten Aasrücken, einen Bergrücken über den man zum Hohenstaufen gelangt. In Serpentinen führt ein Pfad hinauf zum flachen Gipfel, von dem aus man einen sagenhaft schönen Ausblick nach Westen hat.

Auf dem breiten Schotterweg gelangt man hinab zur Stauferausstellung und zur Barbarossa-Kirche – und von dort zurück zum zuvor gewählten Parkplatz.
(neigschmeckte + albträufler)

Länge: 12,5 km
Dauer: 4 – 5 h
Anstiege: 550 Hm (verteilt auf 3 Anstiege)

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Wandervorschläge in der Nähe:
Kleiner Spaziergang hinauf zum Hohenstaufen
Tour 1: Kaiserblick vom Fuchseck
Tour 6: Kaltes Feld, Horn- und Galgenberg

Pomologie und Volkspark Reutlingen (Streuobstzentrum Eduard Lucas)

Das Streuobstzentrum Eduard Lucas befindet sich am Rand der Reutlinger Pomologie – heute ein Park mit Obstbaumanlage, Bienenhaus, Vogelvoliere, Liegewiese, Spielplatz, Exotarium und verwunschen gelegenen Cafés.

Eine Streuobstwiese mitten in der Stadt? Ja, und noch viel mehr! Doch von Anfang an.

Im Jahr 1815 brach in Indonesien der Vulkan Tambora aus. Nicht die Asche, sondern Schwefelgase ließen Aerosolwolken entstehen, die sich um die gesamte Erde ausbreiteten und große Teile des Sonnenlichts absorbierten. In Europa wurde dadurch das Jahr 1816 ein Jahr ohne Sommer. Der Vulkanausbruch war innerhalb der nächsten drei Jahre eine der größten Natur- und Umweltkatastrophen der Menschheit mit Millionen Todesopfern weltweit. Doch damals erkannte niemand den Zusammenhang.

In Württemberg gab es die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. König Wilhelm I. und seine Frau Katharina Pawlowna gründeten deshalb 1818 die landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim – heute die Universität Hohenheim. Dies war aber nur eine bemerkenswerte Folge des Vulkanausbruchs. Ihm zu „verdanken“ sind mittelbar oder unmittelbar die Einführung des Cannstatter Volksfests (Wasen), die Erfindung des Fahrrads und des Kartoffelbrots wie auch Mary Shelleys Roman Frankenstein, Lord Byrons Gedicht Darkness oder auch die rote Himmelsfärbung in Caspar David Friedrichs Gemälden.

Im Jahr 1843 wurde der 1816 in Erfurt geborene Eduard Lucas als Institutsgärtner nach Hohenheim berufen. Neben der Obstbaumpflege gehörte auch Unterricht in Obstbaumzucht und Gemüsebau zu seinen Aufgaben. 1859/60 gründete er in Reutlingen eine private Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie. Das Pomologische Institut war die erste und einzige Schule dieser Art. Die Schüler kamen aus ganz Europa nach Reutlingen. Bis 1914 diente es als Modell für weitere Fachschulen in Deutschland. 1866 erhielt Lucas die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen.

Nach 1922 geriet die Pomologie in Vergessenheit. Erst zur Landesgartenschau 1984 interessierte man sich wieder für das historische Erbe. Heute gibt es in Reutlingen immer noch die „Pomologie“ und den angrenzenden Volkspark. Spaziergänger, Erholungssuchende, Wissensdurstige und Sportliche tummeln sich hier – entweder auf der Liegewiese unter den Obstbäumen, im Apothekergarten, beim Bienenhaus, im Rosengartencafé oder im Kaffeehäusle und auf den vielen Bänken. Ein schöner und beliebter Spielplatz ist für Kinder ebenso interessant wie die Schildkröten beim Exotarium oder die Vögel im Glashaus. Jedes Jahr findet ab Himmelfahrt die 4-tägige Gartenmesse Garden Life statt – 2016 sprengte sie den Rahmen: mangelnder Wille zu Park&Ride, generell zu viel Andrang. Trotz der 10 Euro Eintritt. So beliebt ist die „Pomo“!

In den letzten Jahren hat sich der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis Reutlingen stark dafür eingesetzt, dass im ehemaligen Wohnhaus von Eduard Lucas neben dem Hauptgebäude des Pomologischen Instituts eine Streuobst-Infostelle eingerichtet wird. Im Gewölbekeller gibt es schon das Streuobstzentrum Eduard Lucas, doch dies ist bislang nicht dauerhaft für Besucher geöffnet.

Die Stadt Reutlingen ist seit Mai 2015 Mitglied im Verein Schwäbisches Streuobstparadies e.V., der 2012 gegründet wurde. „Das übergeordnete Ziel des Vereins Schwäbisches
Streuobstparadies ist der Erhalt und die Vermarktung der größten zusammenhängenden
Streuobstlandschaft Mitteleuropas.

Auf der anderen Seite gehört zur Stadt Reutlingen auch die „gemeinnützige“ Wohnungsgesellschaft GWG, die sich gerade einen überdimensionierten, schlamm-farbenen Legobaustein als neue GWG-Zentrale direkt unterhalb der Pomologie hinklotzt. Deren Planungsbüro ist – wer hätte es gedacht – im denkmalgeschützten Eduard-Lucas-Haus untergebracht. Im Mai 2016 kommt heraus, dass man dort im Anschluss lieber Wohnungen als eine Streuobst-Infostelle einbauen möchte. Nach dem Bau des morastbraunen Stadthallen-Bauklotzes, der Nacht-und-Nebel-Denkmalschutzaktion für den betongrauen Rathaus-Bauklotz nun ein weiterer Schildbürgerstreich? Nicht lustig.

Gäbe es einen besseren Platz für das Streuobstzentrum Eduard Lucas als im Originalgebäude? Wer den schönen Park noch nicht kennt, kann einen Ausflug in die Pomologie und zum Volkspark in Erwägung ziehen. Wenn man sich dann vor Ort das Eduard-Lucas-Haus anschaut, merkt man schnell, dass sich die Wohnungsprobleme Reutlingens dort ganz sicher nicht lösen lassen. Noch nicht einmal dann, wenn man statt des neuen GWG-Klotzes ein großes Wohnareal gebaut hätte.

Die Pomologie ist vom Hauptbahnhof Reutlingen in 10 Minuten und vom ZOB in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. An der Bushaltestelle Pomologie / Volkspark halten Busse der Linien 4, 5, 11 und 71. Den Park und seine zahlreichen Einrichtungen kann man nach Belieben erkunden. Die unten dargestellte Karte mit GPX-Track dient lediglich der groben Orientierung.

Länge: 1,5 km (beliebig)
Dauer: beliebig

Download albtips-de-Pomologie-Volkspark.gpx (.zip)

 

Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Spaziergang am Reutlinger Listhof (orange)
NSG Listhof – Naturerlebnis an ungewöhnlichem Ort (gelb)
Vom Reutlinger Markwasen zum Käpfle und über das NSG Listhof zurück (braun)
Durch die Architekturstile der Jahrhunderte auf die Reutlinger Achalm (pink)
5 Tage Burgenweg (lila)

Burgenweg Reutlingen-Eningen (Etappe 0)

Auf dem Burgenweg von Reutlingen nach Eningen – ich dachte, ich fang mal sachte an: Die 7,5 Kilometer Etappe war für mich sozusagen die Aufwärmphase zur 5-tägigen Wanderung über die Schwäbische Alb.

Grüne(re) Route durch Reutlingen

Im kleinen Wanderbüchlein des Schwäbischen Albvereins beginnt der Burgenweg am Hauptbahnhof in Reutlingen und führt durch die sehenswerte Innenstadt sowie über Burgplatz und Burgstraße hinauf auf die Achalm. Hier habe ich mir meine einzige echte Abweichung erlaubt. Wer lieber möglichst schnell ins Grüne gelangen möchte, geht stattdessen lieber vom Hauptbahnhof aus geradeaus und nach Überquerung der zweispurigen Bundesstraße leicht rechts versetzt in die Mauerstraße.

Direkt nach dem Amtsgericht zweigt man links ab und geht in der Gartenstraße nach rechts bis zur Fußgängerampel. Von nun an folgt man dem Grünstreifen mit Namen Planie bis zum Stadtgarten, den man nach rechts diagonal durchquert. Anschließend steigt man die Sommerhalde steil hinauf, ebenso die Treppen zum der Achalm vorgelagerten Scheibengipfel. Man wählt den Pfad rechts an den Antennenmasten vorbei und wandert die große, steile Wiesen am Hang der Achalm bergan.

Burgenweg Reutlingen-Eningen

Wo die alte Allee beginnt, trifft man auf den offiziellen Verlauf des Burgenwegs, der von rechts heraufkommt. Man könnte nun fragen, warum man nicht auf direkten Weg sondern in einer Runde links um den Berg herum den Gipfel erklimmt. Doch sobald man auf der der Stadt abgewandten Seite ist, wird die Stille unüberhörbar. Schon alleine dafür lohnt sich der minimale Umweg. Oben auf dem Gipfel findet man ein paar Mauerreste der Burg Achalm sowie einen Turm mit sagenhaft schöner Aussicht auf den Albtrauf der Mittleren Schwäbischen Alb.

Nun steigt man auf dem gleichen Weg hinab, dann aber geradeaus weiter. Nach der Rechtskurve hält man sich links und folgt dem Wiesenweg hinab zum Rappenplatz, einer vorgeschichtlichen Siedlungsstätte. Direkt darunter setzt sich der Pfad fort, führt kurz durch den Wald und dann im Zick-Zack eine Wiese hinab. Nach ein paar Treppen erreicht man die ersten Häuser Eningens.

Weiter geradeaus bergab und über eine Fußgängerbrücke, danach rechts in die – wie sollte es anders sein – Burgstraße. Links am Weg findet man eine Infotafel über die Burg Eningen. Interessant daran ist, dass es Grafen von Achalm waren, die das Kloster Zwiefalten gründeten, welches am Ende des 89 Kilometer langen Burgenwegs liegt. Man muss etwas Ausschau nach den Wanderschildern halten, aber meist findet man doch eines. Am Ende der Burgstraße zweigt man links und an der Hauptstraße rechts ab. Dort befindet sich die Bushaltestelle Eningen Rathaus.

Nach dem Kreisel wandert man geradeaus aus dem Ort heraus und schon bald bietet sich von der Kreuzung auf dem höchsten Punkt des Weges eine tolle Aussicht auf den Albtrauf rund um den Mädelsfels – dort hinauf führt der Rest der ersten Etappe, den ich allerdings an einem anderen Tag anging. Man steigt bergab, hält sich rechts und folgt der Arbachtalstraße nach rechts bis der Burgenweg links abzweigt.

Busanbindung nach Reutlingen

Geht man hier etwa 700 Meter weiter geradeaus, so kommt man zur Bushaltestelle Spitzwiesen der RSV-Linie 1, mit der man ins Zentrum der Stadt Reutlingen zurückfahren kann.

Länge: 7,5 km
Dauer: 2,5 h
Anstieg: ca. 350 Hm (steil hinauf zur Achalm)

Download albtips-de-burgenweg-etappe0.gpx (.zip)

Legende: E=Einkehr, Ü=Übernachtung, Bus/Bhf/Hbf=Haltestellen, AP=Aussichtspunkt

Überblick:
5 Tage Burgenweg

Nächste Etappen:
Burgenweg Eningen-Traifelberg – 16,9 km (orange)
Burgenweg Traifelberg-Marbach – 15,4 km
Burgenweg Marbach-Indelhausen – 21,5 km
Burgenweg Indelhausen-Obermarchtal – 15,7 km
Burgenweg Obermarchtal-Zwiefalten – 11,7 km