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Paradies und Goldland

Zu dem aus der Versenkung geholten und neu beschilderten Gustav-Ströhmfeld-Weg, der auf ca. 22 Kilometern zwischen Metzingen und Neuffen verläuft, gibt es verschiedene kleinere Rundtouren für jeden Geschmack. Heute hat mich der Goldlandweg interessiert, den ich spontan noch um den Paradiesweg erweitert habe.

Der Wanderparkplatz Paradiesweg (ca. 500 m ü. NN) liegt gleich hinter dem Waldrand an der kleinen Steige, die von Dettingen (Erms) hinauf zum Segelflugplatz Hülben führt. Neben der Infotafel führt als schmaler Pfad der Goldlandweg – eine Ableger-Route des Gustav-Ströhmfeld-Wegs – mit Wanderzeichen Gelber Kreis bergan. Kurz darauf quert man (ohne erkennbares Wanderzeichen) einen breiten Waldweg schräg nach rechts, um weiter auf dem Pfad zu bleiben.

Nach 800 schweißtreibenden Metern erreicht man die große Waldwegekreuzung Schillingskreuz. Rechts befindet sich eine Hütte mit Grillplatz, die Tour geht aber links weiter. Nach wenigen Metern erreicht man den mit Symbolen versehenen Stein, auf dessen Rückseite ein Kreuz zu sehen ist. Ein Herr Schilling soll 1341 nach der Bärenjagd hier verstorben sein.

Nun bleibt man für etwa drei Kilometer immer auf dem breiten Waldweg, der mit stetigem Auf und Ab auf dem Berggrat entlang führt. Ich erinnere mich noch an meine erste Wanderung vor ein paar Jahren dort, als ich etwas enttäuscht war, dass man keine Aussicht genießen konnte. Dies ist jetzt anders. Es wurden am Wegesrand einige Aussichtspunkte geschaffen und mit Bänken versehen. Auf der rechten Seite sieht man über den Weinbergen des Ortes Neuffen die imposante Burgruine Hohenneuffen und links blickt man ins Ermstal und zum Reutlinger Albtrauf. Infotafeln, die aufgrund der Erneuerung des Gustav-Ströhmfeld-Wegs aufgestellt wurden, erklären z.B. geologische Besonderheiten der Schwäbischen Alb.

Der höchste Punkt des Berggrats wird am Hörnle (707 m ü. NN) erreicht. Seinen Namen hat der Berg durch seine Form erhalten, er sieht aus wie ein Croissant, dessen Enden nach oben zeigen. Hier erfährt man, dass die landschaftsprägende Silhouette des Hörnles um ein Haar durch den von Neuffener Seite her kommenden Steinbruch abgetragen worden wäre.

Eine Weile befindet sich rechts des immer wieder ab- und ansteigenden Wegs ein Zaun, dahinter ein Steilabfall. Manchmal hat man freien Blick auf die freigelegten Gesteinsschichten im Steinbruch.

Schließlich steigt man sehr steil hinab zum Sattelbogen. Bei Nässe kann es hier sehr rutschig werden, Wanderstiefel sind Pflicht! Unten angekommen, hat man die Möglichkeit, links hinab abzukürzen (in der Karte als gelbe Linie zu sehen). Dort hinab verläuft auch der Goldlandweg.

Wer noch geradeaus weitergehen möchte, orientiert sich nun am Paradiesweg (ebenfalls Wanderzeichen Gelber Kreis). Nach nur 800 Metern wieder bergauf erreicht man den Jusi. Von dort bietet sich ein traumhafter Ausblick auf das Albvorland sowie rechts auf den Albtrauf bis zur Burg Teck und bis zu den Drei-Kaiser-Bergen (Hohenstaufen, Stuifen und Rechberg). Wer nun weiter dem Paradiesweg an der Vorderseite des Jusi bergab und dann links um den Berg oberhalb von Kappishäusern herum folgt, der kann einen weiteren, um den Hohenneuffen ergänzten Blick genießen.

Diese Tour allerdings geht vom großen Stein unter den drei Bäumen aus ein paar Schritte zurück in Richtung Hütte und dann rechts über die Wiese zum Waldrand, wo ein breiter Waldweg rechts hinab führt (Wanderzeichen Blaues Dreieck). Ein schmalerer Pfad zweigt kurz danach links ab und führt durch einen verwunschen wirkenden Wald. Ein Rechts-Abzweig wird ignoriert. Der bergab führende Pfad macht eine Linkskurve, dann eine Rechtskehre – ein kurzes Wegstück sollte man ein Minimum an Schwindelfreiheit aufbringen. Gleich nach einer Linkskehre ignoriert man den Rechts-Abzweig des Pfads (Wanderzeichen Blaue Gabel) und bleibt stattdessen auf dem breiten Weg, der aus dem Wald hinaus führt.

Wunderschöner Rundblick ins Ermstal: Links Hörnle, hinten links Hohenurach, Dettinger Streuobstwiesen, hinten rechts Roßberg und rechts davor die Achalm Wunderschöner Rundblick ins Ermstal: Links Hörnle, hinten links Hohenurach, Dettinger Streuobstwiesen, hinten rechts Roßberg und rechts davor die Achalm

Die Landschaft öffnet sich, man blickt über die Wiesen ins Ermstal bis zur Burgruine Hohenurach und an Metzingen vorbei zur Achalm. Bei einem querenden Schotterweg hält man sich links. Zuvor aber macht man ein paar Schritte geradeaus zu einem der schönsten Picknickplätze, den ich bei meinem Touren je gesehen habe. Rund um Tisch und Bänke wurden wunderbar bunt blühende Sommerblumen ausgesäht. Der Ermstalblick wie gesagt ist einmalig schön, der Paradiesweg trägt seinen Namen nicht ohne Grund.

Regenwolken über Bad Urach und dem Ermstal Regenwolken über Bad Urach und dem ErmstalFoto vom 6. März 2016, vollkorn

Von dort zurückkommend geht man also rechts den Schotterweg weiter (von oben kommend ohne Abstecher zum Picknickplatz links). Im Grunde orientiert man sich nun bis zum Ende der Tour immer am Waldrand. Zunächst verläuft der Weg oberhalb des Waldrands, immer mal wieder mit Blick nach rechts ins Tal. Wanderzeichen findet man hier kaum, die Ableger-Runden des Gustav-Ströhmfeld-Wegs scheinen (noch?) nicht sehr gut ausgeschildert zu sein. An einer Kreuzung findet man viele Wanderschilder. Hier kommt der Goldlandweg wie oben beschrieben vom Sattelbogen herab und man folgt ihm weiter oberhalb des Waldrands auf einem schmaler werdenden Pfad.

Wieder kommt man an eine Kreuzung, an welcher der Goldlandweg nach Dettingen hinunter führt. Diese Tour bleibt aber oben in gleicher Richtung und verläuft rechts des Waldrands auf einem breiten Schotterweg. Bald kommt der Goldlandweg wieder von rechts herauf. An der Ecke gibt es einen weiteren Pfosten mit Wanderschildern, welche auf das 200 Meter (einfach) weiter unten liegende Naturschutzgebiet Goldland hinweisen.

Nach einem sehr geraden Wegstück durch Streuobstwiesen unterhalb des Walds erreicht man einen schön gelegenen Grillplatz. Von dort führt der kurze Rest des Wegs auf Asphalt hinab und die Steige links hinauf bis zum Ausgangspunkt am Wanderparkplatz Paradiesweg.

Länge: 10,5 km
Dauer: 3,30 h
Anstiege: zum Schillingskreuz, danach viel Auf und Ab auf breitem Gratweg

Download albtips-de-Paradies-Goldland.gpx (.zip)


Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Grandiose Albtrauf-Blicke am Jusi und am Sommerberg (gelb)
Calverbühl, Sonnenfels, Rossfeld und die Obstbaumblüte im Ermstal (braun)
Rundwanderung: Hülben Segelflugplatz – Hohenneuffen und zurück
Zum größten Vulkanschlot der Alb: Der Jusi

Albverein-Infos zum Gustav-Ströhmfeld-Weg

Auf 2 Rädern zum höchsten Punkt Reutlingens

Nein nicht die Achalm (707m) sondern der Roßberg (869m) ist der höchste Punkt der Stadt Reutlingen. Oft bewandert, kann man auch auf 2 Rädern hochfahren. Es gibt sicherlich kürzere und nur über Reutlinger Gebiet führende Wege, aber bis auf den letzten Anstieg ist der beschriebene Weg nur mäßig steil.

Von Reutlingen aus gehts durch Pfullingen entlang der Römerstraße und dann entlang der Straße nach Gönningen. Dabei muss man kurzzeitig die Luft anhalten (Ich sag nur Komposthof).

Kurz vor Gönningen ist das Ziel zum ersten Mal sichtbar. Aber erst mal gehts nach Gönningen rein und an der 3. Straße rechts am ehemaligen Bahnhof vorbei. Auf der alten Bahntrasse gehts Richtung Bronnweiler. An einer Kreuzung weit vor Bronnweiler gehts links leicht bergauf Richtung Öschingen entlang der Landstraße.

Kurz vor Öschingen hat man auf 15km schon 200 Höhenmeter gewonnen. „Nur“ noch 300m stehen bevor. Nach einer kurzen Abfahrt in Öschingen gehts in einer Serpentine links ab Richtung Freibad. Der Weg führt vorbei am Öschinger Bergrutsch von 2013. Auch wenn die Landhaussiedling unter dem Bergrutsch seit kurzem wieder bewohnt werden darf, sieht die ganze Szenerie nach wie vor bedrohlich aus.

Entlang des Öschbachs führt ein breiter Waldweg die nächsten 200 Höhenmeter bergauf zuerst im Wald, später über Wiesen. Der Weg endet am Skilift bei Genkingen.

Zum Roßberg gehts links. Im Auto sieht die Straße zum Roßberg so flach aus, aber es geht stetig auf und ab. Am Parkplatz unterhalb des Roßbergs sammelt man die letzten Kräfte für die letzten 100 sehr steilen Höhenmetern. Manch ein Radler, selbst mit Elektro-Unterstützung, hat hier schon das Rad abgestellt und ist zu Fuß hoch. Ok ganz ohne schieben auf den lezten 100m hab ichs auch nicht geschafft.

Oben angekommen belohnt der Ausblick beim Quenstedt-Denkmal die Mühen. Abwärts gehts auf gleichem Weg zurück nach Genkingen. Durch Genkingen gehts vorbei am Steinbruch zur Stuhlsteige. Die Stuhlsteige ist die perfekte Steige zum runterfahren. Ok manchmal wollen Autos überholen (bei mir genau eines), aber die Straße ist breit, meist sehr übersichtlich (vor allem für Autofahrer), nur mäßig steil und vor den meisten Kurven muss man nur mäßig bremsen. Und wenn man in der Mitte der Straße und schnell genug fährt, dann haben die meisten Autofahrer auch Respekt. Durch Pfullingen (Römerstraße) gehts zurück, dabei kann man den Schwung der Stuhlsteige sehr lange nutzen.

46 km, 3h netto, 800 Höhenmeter (brutto) aufwärts .

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Radtouren in der Nähe:
Radtour: Zellertal, Rutschenfelsen, Ermstal (rot)
8 Flüsse Radtour (orange)
Kalkofensteige und Zellertal (braun)

Premiumweg Hewensteig

Die Hegaualb südlich des Donaudurchbruchtals ist gemäß dem Großen Wanderbuch der Schwäbischen Alb eigentlich die zur Zollernalb gehörige Flächenalb. Der Hegau schließt sich daran mit seinen vielen markanten Vulkankegeln an. Nach dem Hohentwieler habe ich nun auch den zweiten Hegauer Premiumweg ausprobiert, den Hewensteig.

Nicht umsonst wird dieser nur 6 Kilometer lange Wanderweg Steig genannt. Es geht von Beginn weg stramm bergauf. Das letzte Stückchen hinauf zur Ruine ist ein Abstecher vom ausgeschilderten Wanderweg, den man aber keinesfalls auslassen sollte.

Auf dem Gelände der Ruine Hohenhewen befindet sich ein wunderschöner Aussichtspunkt in Richtung Süden zu den anderen Vulkankegeln. Am höchsten Mauerstück führt eine Wendeltreppe nach oben – allerdings nur für Schwindelfreie.

Prinzipiell sind Premiumwanderwege immer in beide Richtungen begehbar und ausgeschildert. Ich bin die in der Broschüre vorgegebene Runde gelaufen (steil hinauf, etwas flacher und länger zurück), aber nach starken Regenfällen wäre es empfehlenswert, die Tour umzukehren, da es beim Abstieg sehr lange, steile, teils rutschige Wald- und Wiesenwege gibt. Mit guten Wanderstiefeln zwar kein Problem, aber auch nicht die reine Freude.

Andersherum – also zuerst an der Ostflanke entlang den längeren Weg hinauf zur Ruine – gibt es zwar auch zwei steile Abstiege, aber die möglicherweise rutschigen Stellen sind viel kürzer und es handelt sich um breite Waldwege, sonst Schotter- und Asphaltwege. Im Endeffekt ist es Geschmackssache.

Vom beschriebenen tollen Ausblick auf halber Höhe über den Hewenhof hinweg war nichts zu sehen – entweder werden da demnächst noch ein paar Bäume gefällt oder man muss ein paar Meter hinunter gehen, um ihn sehen zu können. Leider gibt es auch auf diesem Premiumweg keine Waldschaukel.

Unter der Woche ist leider der Lärm vom Steinbruch direkt östlich des Hohenhewens laut zu hören – ebenso andere Zivilisationsgeräusche. Da ist es auf der Rauhen Alb schon meist ruhiger. Insgesamt aber eine nette kleine Wanderung, die sich um 5 Kilometer verlängert, wenn man vom Bahnhof Engen startet.

Weitere Infos und Wegbeschreibung:
www.hegau.de
Hewensteig (Offizielle Tourdaten)

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