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Ritt von der Alb nach Oberschwaben

Frühling! Zeit der großen Temperaturunterschiede. Sonne, Wolken, Nebel und Regengüsse. Saftiges Grün und blau-weißer Himmel. Gelbe Felder, voll von Raps, Hahnenfuß oder Löwenzahn. Und in den kühleren Höhenlagen immer noch blühende Obstbäume. Eine wunderbare Zeit, loszuziehen, am liebsten in Begleitung, die einen mit sich trägt, egal ob man oben drauf sitzt oder nebenher wandert.

29. April: Mehrstetten – Zwiefalten-Baach
Los geht’s bei Mehrstetten. Nachdem die Pferde und Maultiere geputzt, gesattelt und mit dem Picknick bepackt sind, laufen wir los und steigen schließlich auf. Von Wiesen- und Wacholderheidetälern traben wir leicht bergauf zur Albhochfläche zwischen gelbem Raps und saftig grünen Feldern. Nach weiterem Ab und Auf durch frühlingsgrüne Buchenwälder steigen wir schließlich ab und wandern an einer der vielen Burgruinen vorbei ins Große Lautertal. Da es morgens noch diesig war, haben wir den Picknickplatz komplett für uns alleine. Die Sonne kommt raus und wärmt sofort die Luft im Tal. Auf einem wenig genutzten Waldweg, der sanft am Hang entlang bergauf führt, gelangen wir – mit kleinem Hindernis an einem querliegenden Baum – auf die Hochfläche.

Schon sehen wir das morgige Etappenziel recht nah vor uns: den Bussen. Noch einmal über eine bewaldete Kuppe und wir müssen nur noch hinab Aachtal, wo uns in der Radlerherberge ein freundlicher Empfang und bequeme Betten erwarten. Vom Zimmer blickt man über die große Obstbaum-Koppel hinüber zum imposanten Zwiefalter Münster. Während die Tiere sich über so viel Auslauf freuen, genießen wir unser Abendessen im Felsen.

30. April: Zwiefalten-Baach – Bussen
Die am Vorabend noch sonnendurchfluteten Obstwiesen liegen morgens im Dunst. Nachts hat es geregnet und die Tiere haben sich ein ausgiebiges Schlammbad gegönnt. Nachdem sie wieder schick sind und der Gepäcktransport erledigt, starten wir zur zweiten Etappe. Der Vormittag wird zunehmend sonnig. Wir queren die Donau sowie die B 311, blicken hinüber zu den Zwiebeltürmen von Obermarchtal und sind schon mittendrin im schönen Oberschwaben mit seinen sanft hügeligen Landschaften.

Leichter Niesel durchdringt die Luft, doch beim Picknick ist es noch halbwegs trocken. Kaum gehen wir weiter, setzt ein starkes Gewitter ein. Wir beeilen uns, den Wald zu erreichen. Es ist ein seltsames Gefühl, bei Blitz und Donner im Wald zu sein. Definitiv auch ein Erlebnis der Kategorie: „den Naturgewalten ausgesetzt“. Kurz bevor es wieder aus dem Wald heraus ginge, beginnt es auch noch zu hageln.

Vor allem die Mulis bewegen sich – schlau wie sie sind – nicht mehr von der Stelle. Doch bald lässt das Gewitter und schließlich auch der Regen nach und wir suchen einen kürzeren Weg durch den Wald zu unserem Ziel. Auf matschigen, zerfurchten Waldwegen tragen uns die nassen Tiere sicher nach oben. Wir kommen aus dem Wald heraus und genießen einen schönen Blick vom Bussen nach Süden. Nachdem wir vom freundlichen Wirt alle gut versorgt und informiert wurden, gehen wir noch ein paar Schritte steil hinauf zur Bussenkirche, inzwischen fast komplett in Nebel gehüllt.

Den Blick auf die Alpen können wir nur am Foto-Panorama nachvollziehen. Leckeres Abendessen und gemütliche Betten warten auf uns im Gasthof Schönblick nur knapp unterhalb des Bussengipfels. An Schlaf ist allerdings nur mit Ohropax zu denken – es ist die Nacht auf den 1. Mai. Alles an Mensch und vor allem Maschine wird aufgeboten, um den jeweiligen Liebsten „heimlich“ Maibäume aufzustellen.

1. Mai: Bussen – Bierstetten (Bad Saulgau)
Der Nebel verzieht sich morgens zusehends, wir wandern weiter Richtung Süden. Bald schon liegt der Bussen in einiger Entfernung. Wald und Felder sind von kleinen Gräben durchzogen, Gras bedeckt die Waldböden. Ganz anders als auf der trockenen Alb. Sogar einen der hier wieder ansässigen Störche bekommen wir zu sehen.

Nach dem Picknick am Waldrand geht es weiter an kleinen Ortschaften vorbei, auch mal durch sie hindurch. Ein Abstecher führt uns zum Blinden See, einem Moorteich. Die Sonne steht schon recht tief als wir Bierstetten erreichen. Wir werden schon erwartet, sehr herzlich begrüßt und auf verschlungenen Wegen durch den Ort zum Stall geführt. Wieder können sich unsere fleißigen Reittiere über eine schöne Koppel mit Heuzugabe freuen.

Nur ein paar Schritte die Dorfstraße hinab ist es bis zu unserer Unterkunft in einer allerliebst hergerichteten Wohnung, der neuen Wanderreitstation Bierstetten. Während wir noch die schönen, niedrigen Räume bestaunen, geht draußen ein Platzregen nieder, gefolgt von einem wunderschönen doppelten Regenbogen.

2. Mai: Bierstetten (Bad Saulgau) – Langenenslingen
An diesem Morgen dauert es etwas länger, bis wir loskommen. Spontan muss ein Huf neu beschlagen werden, aber auch dies klappt und wir gehen die längste Etappe des Wanderritts an. Mit leichtem Auf und Ab geht es stetig Richtung Nordwest. Wir passieren viele leuchtende Rapsfelder, reiten durch Wälder, sehen Rehe am Waldrand und immer mal wieder den Bussen, der aus der Landschaft herausragt.

Immer deutlicher zeichnet sich im Norden auch die Alb ab. Der Südrand ist zwar nicht ganz so markant wie der Albtrauf im Norden, aber das Mittelgebirge ist eindeutig als Erhebung zu erkennen. Nach dem Picknick geht es eine Weile zu Fuß weiter, vorbei an den Schwarzachtalseen. Die Überquerung der B 311 schaffen wir über eine Brücke. Vor uns breitet sich das hier recht breite Donautal aus.

Oben am Hang sieht man ein weißes Gebäude: die Heuneburg. Stetig weiter geht es, immer wieder mit schönen Trab- und Galoppstrecken, aber hauptsächlich im Schritt.

Zur Entlastung bestimmter Muskelgruppen bei Mensch und Tier auch viel zu Fuß. Was allerdings aufgrund des hohen Grundtempos der Mulis eher als Stechschritt zu bezeichnen ist. Dunst ist wieder aufgezogen als wir recht spät den Sandhof bei Langenenslingen erreichen. Wir werden sehr herzlich empfangen und dürfen im schön ausgebauten Anbau der preisgekrönt restaurierten Mühle nächtigen.

3. Mai: Langenenslingen – Pfronstetten
Wieder umhüllt uns der morgendliche Nebel, als wir aufbrechen. Nur der gelbe Raps leuchtet, was das Zeug hält. Es geht wieder die Alb hinauf, durch Wälder, vorbei an Feldern, die Böden wieder karger und weniger feucht als in Oberschwaben. Nach dem Picknick führen endlos scheinende Täler sanft hinauf auf die Albhochfläche. Dort weht inzwischen ein kalter Wind aus Nord, dem wir entgegen reiten.

Der Wetterbericht hatte den Samstag als kältesten Tag vorhergesagt, wie auch die folgende Nacht. Zum Glück können wir uns zu Fuß durch den Ort wieder etwas aufwärmen und erreichen bald die Wanderreitstation der Schäferei Fauser. Nach dem leckeren Abendessen in wachsender Runde kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke. Vom Fenster aus blickt man über die Schäferkarren hinüber zur Koppel.

4. Mai: Pfronstetten – Mehrstetten

Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre und beginnt sonnig. Doch der Wind ist noch sehr kalt. Es dauert bis Mittag, bis es angenehm warm wird.

Die Landschaften werden immer bekannter, ein letzter Blick auf den Bussen, ein Linsenacker rechts, immer wieder Raps. Wir queren erneut das Große Lautertal, gehen nochmals bergauf und schließlich zurück zum Albhof.

Es waren sechs sehr schöne und intensive Tage mit wunderbaren Gastgebern, tollen Mitreiterinnen, zuverlässigen Reittieren und abwechslungsreicher, spannender Rittführung.