Archiv der Kategorie: 01 – 05 km

Kurz mal auf die Traifelbergfelsen-Runde

Wer „kurz mal“ zu einem der schönsten Fleckchen Schwäbische Alb möchte, ist auf der Traifelbergfelsen-Runde über und unter den Felsen genau richtig. Jede Menge Ausblicke: zum Albtrauf, zum Gießstein und zum Schloss Lichtenstein.

Vom Wanderparkplatz an der B312 in Traifelberg (705 m ü. NN) wandert man die Allee entlang und an der Gabelung links hinauf. Bald zweigt ein schmaler Pfad halbrechts ab – man folgt hier dem HW1 Richtung Locherstein (Wegzeichen Rotes Dreieck). Es geht bergauf und nach einer Querstraße zweigt auf der Anhöhe der Wanderweg links ab.

Nach einem weiteren kurzen Anstieg erreicht man als ersten Aussichtsfels den Locherstein (795 m ü. NN). Direkt gegenüber liegt Schloss Lichtenstein hoch über dem oberen Echaztal. Unten liegt das kleine Honau und rechts schräg gegenüber sieht man den beeindruckenden Gießstein.

Nach ein paar weiteren Aussichtsfelsen steigt man auf einem Serpentinenpfad ein Stückchen bergab. An einer Gabelung zweigt man scharf links ab und folgt dem Weg „Unter den Felsen“ zurück. Bevor man die ersten Häuser Traifelbergs wieder erreicht, befindet sich rechts des Wegs nochmals ein beeindruckender Aussichtspunkt auf einem Felsen.

An der Kreuzung trifft man auf den schon bekannten Herweg und beendet die Traifelbergfelsen-Runde, in dem man diesem rechts hinab bis zum Ausgangspunkt am Wanderparkplatz folgt. Sonntag früh vor 10 Uhr war es da heute herrlich ruhig – kein Mensch unterwegs.

Länge: ca. 2,5 km
Dauer: ca. 1 h
Anstiege: 90 Hm

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Wandervorschläge in der Nähe:
Der Herbst-Klassiker: Über und unter den Traifelbergfelsen (lila)
Auf dem Sonnenweg steil hinauf zu den Traifelbergfelsen, dann über das Naturschutzgebiet Greuthau und Schloss Lichtenstein zurück nach Honau (gelb)
Entlang der Traifelbergfelsen zur Ruine Greifenstein (orange)
5 Tage Burgenweg (braun)
Tour 5: Von den Traifelbergfelsen zum Mädlesfels

Spaziergang rund um den Tausender Bol

Nicht alle der Zehn Tausender auf der Hohen Schwabenalb haben einen halbwegs erkennbaren Gipfel wie der Tausender Bol mit seinen 1002 Höhenmetern. Eine kleine Runde führt zuvor zu den Aussichtspunkten beim Steinbruch und am Ortenberg.

Am Sträßchen zwischen Deilingen und Tanneck befindet sich der Wanderparkplatz Deilinger Kapelle. In Deilingen folgt man der Beschilderung zum Skilift und fährt die Straße „An der Steig“ hinauf. Oben angekommen findet man links den kleinen Parkplatz.

Steinbruch und Ortenberg

Man folgt dem Feldweg stets geradeaus in den Wald hinein bis man nach einer Rechtskurve den Steinbruch erreicht. Begehung auf eigene Gefahr, nicht zu nah an den Rand herantreten! Es bietet sich ein schöner Blick hinüber zum Plettenberg und zum Lochen.

Man kehrt um und zweigt an der ersten Kreuzung rechts ab. Bald erreicht man den Aussichtspunkt am Ortenberg (995 m ü.N.N.). Interessant ist hier der Blick hinab zum Aufzugtestturm bei Rottweil.

Deilinger Kapelle

Anschließend folgt man dem Waldweg immer weiter. Er wird zum Wiesenweg und nach einer Linkskurve am Waldrand erreicht man die Deilinger Josefskapelle am Parkplatz. Sie wurde 1864 gebaut und dem Hl. Josef gewidmet. Wir fanden die Tür unverschlossen und haben einen Blick hinein gewagt.

Der Tausender Bol

Wer noch nicht genug hat, überquert das Sträßchen und steigt zum Bol (1002 m ü.N.N.) hinauf, einem der sogenannten Zehn Tausender der Schwäbischen Alb. Diese zehn „Gipfel“ sind alle knapp über 1000 Meter hoch, der höchste ist der nur fünf Kilometer Luftlinie entfernte Lemberg (1015 m ü.N.N.).

Geradeaus folgt man dem Weg über den sehr flachen Gipfel hinweg und folgt dem Wiesenweg durch eine Rechts- und eine Linkskurve bis zu einem querenden Asphaltweg. Nach rechts führt dieser zurück zum Ausgangspunkt.

Länge: 4 km
Dauer: 1,3 h
Anstiege: 30 Hm zum Ortenberg und 40 Hm zum Bol

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Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Vom Lochen zu zwei „Tausendern“ (orange)
Von Tieringen zum Hörnle und zum Lochen (gelb)
Drei Tausender der Schwäbischen Alb: Lemberg, Hochberg, Oberhohenberg (ohne GPX-Track)

Pomologie und Volkspark Reutlingen (Streuobstzentrum Eduard Lucas)

Das Streuobstzentrum Eduard Lucas befindet sich am Rand der Reutlinger Pomologie – heute ein Park mit Obstbaumanlage, Bienenhaus, Vogelvoliere, Liegewiese, Spielplatz, Exotarium und verwunschen gelegenen Cafés.

Eine Streuobstwiese mitten in der Stadt? Ja, und noch viel mehr! Doch von Anfang an.

Im Jahr 1815 brach in Indonesien der Vulkan Tambora aus. Nicht die Asche, sondern Schwefelgase ließen Aerosolwolken entstehen, die sich um die gesamte Erde ausbreiteten und große Teile des Sonnenlichts absorbierten. In Europa wurde dadurch das Jahr 1816 ein Jahr ohne Sommer. Der Vulkanausbruch war innerhalb der nächsten drei Jahre eine der größten Natur- und Umweltkatastrophen der Menschheit mit Millionen Todesopfern weltweit. Doch damals erkannte niemand den Zusammenhang.

In Württemberg gab es die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. König Wilhelm I. und seine Frau Katharina Pawlowna gründeten deshalb 1818 die landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim – heute die Universität Hohenheim. Dies war aber nur eine bemerkenswerte Folge des Vulkanausbruchs. Ihm zu „verdanken“ sind mittelbar oder unmittelbar die Einführung des Cannstatter Volksfests (Wasen), die Erfindung des Fahrrads und des Kartoffelbrots wie auch Mary Shelleys Roman Frankenstein, Lord Byrons Gedicht Darkness oder auch die rote Himmelsfärbung in Caspar David Friedrichs Gemälden.

Im Jahr 1843 wurde der 1816 in Erfurt geborene Eduard Lucas als Institutsgärtner nach Hohenheim berufen. Neben der Obstbaumpflege gehörte auch Unterricht in Obstbaumzucht und Gemüsebau zu seinen Aufgaben. 1859/60 gründete er in Reutlingen eine private Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie. Das Pomologische Institut war die erste und einzige Schule dieser Art. Die Schüler kamen aus ganz Europa nach Reutlingen. Bis 1914 diente es als Modell für weitere Fachschulen in Deutschland. 1866 erhielt Lucas die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen.

Nach 1922 geriet die Pomologie in Vergessenheit. Erst zur Landesgartenschau 1984 interessierte man sich wieder für das historische Erbe. Heute gibt es in Reutlingen immer noch die „Pomologie“ und den angrenzenden Volkspark. Spaziergänger, Erholungssuchende, Wissensdurstige und Sportliche tummeln sich hier – entweder auf der Liegewiese unter den Obstbäumen, im Apothekergarten, beim Bienenhaus, im Rosengartencafé oder im Kaffeehäusle und auf den vielen Bänken. Ein schöner und beliebter Spielplatz ist für Kinder ebenso interessant wie die Schildkröten beim Exotarium oder die Vögel im Glashaus. Jedes Jahr findet ab Himmelfahrt die 4-tägige Gartenmesse Garden Life statt – 2016 sprengte sie den Rahmen: mangelnder Wille zu Park&Ride, generell zu viel Andrang. Trotz der 10 Euro Eintritt. So beliebt ist die „Pomo“!

In den letzten Jahren hat sich der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis Reutlingen stark dafür eingesetzt, dass im ehemaligen Wohnhaus von Eduard Lucas neben dem Hauptgebäude des Pomologischen Instituts eine Streuobst-Infostelle eingerichtet wird. Im Gewölbekeller gibt es schon das Streuobstzentrum Eduard Lucas, doch dies ist bislang nicht dauerhaft für Besucher geöffnet.

Die Stadt Reutlingen ist seit Mai 2015 Mitglied im Verein Schwäbisches Streuobstparadies e.V., der 2012 gegründet wurde. „Das übergeordnete Ziel des Vereins Schwäbisches
Streuobstparadies ist der Erhalt und die Vermarktung der größten zusammenhängenden
Streuobstlandschaft Mitteleuropas.

Auf der anderen Seite gehört zur Stadt Reutlingen auch die „gemeinnützige“ Wohnungsgesellschaft GWG, die sich gerade einen überdimensionierten, schlamm-farbenen Legobaustein als neue GWG-Zentrale direkt unterhalb der Pomologie hinklotzt. Deren Planungsbüro ist – wer hätte es gedacht – im denkmalgeschützten Eduard-Lucas-Haus untergebracht. Im Mai 2016 kommt heraus, dass man dort im Anschluss lieber Wohnungen als eine Streuobst-Infostelle einbauen möchte. Nach dem Bau des morastbraunen Stadthallen-Bauklotzes, der Nacht-und-Nebel-Denkmalschutzaktion für den betongrauen Rathaus-Bauklotz nun ein weiterer Schildbürgerstreich? Nicht lustig.

Gäbe es einen besseren Platz für das Streuobstzentrum Eduard Lucas als im Originalgebäude? Wer den schönen Park noch nicht kennt, kann einen Ausflug in die Pomologie und zum Volkspark in Erwägung ziehen. Wenn man sich dann vor Ort das Eduard-Lucas-Haus anschaut, merkt man schnell, dass sich die Wohnungsprobleme Reutlingens dort ganz sicher nicht lösen lassen. Noch nicht einmal dann, wenn man statt des neuen GWG-Klotzes ein großes Wohnareal gebaut hätte.

Die Pomologie ist vom Hauptbahnhof Reutlingen in 10 Minuten und vom ZOB in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. An der Bushaltestelle Pomologie / Volkspark halten Busse der Linien 4, 5, 11 und 71. Den Park und seine zahlreichen Einrichtungen kann man nach Belieben erkunden. Die unten dargestellte Karte mit GPX-Track dient lediglich der groben Orientierung.

Länge: 1,5 km (beliebig)
Dauer: beliebig

Download albtips-de-Pomologie-Volkspark.gpx (.zip)

 

Wandervorschläge in der Nähe: (Karte auszoomen)
Spaziergang am Reutlinger Listhof (orange)
NSG Listhof – Naturerlebnis an ungewöhnlichem Ort (gelb)
Vom Reutlinger Markwasen zum Käpfle und über das NSG Listhof zurück (braun)
Durch die Architekturstile der Jahrhunderte auf die Reutlinger Achalm (pink)
5 Tage Burgenweg (lila)