Zum Sonntagsritt waren wir verabredet. Die Wettervorhersage sagte „Leichten Regen“ vorher. Leichter Regen kann alles bedeuten. Doch die Regenmengen < 0,1 mm gaben mir Hoffnung, die Regenhose in der Tasche lassen zu können.
Ein Sonntagsritt zwischen grünen Feldern und Schneeresten
Und tatsächlich: Es wurde ein recht angenehmer Sonntagsritt! Die Temperaturen blieben im Plusbereich, beim Putzen der Maultiere wurde uns zum Glück etwas wärmer und der Wind hielt sich auch in Grenzen.
Natürlich zieht feuchte Kälte gerne mal durch alle Klamotten direkt in die Knochen. Aber auch dagegen hilft Bewegung an der frischen Luft. Und frisch war die Luft. Einfach mal durchatmen.
Viel Schnee gab es diesen Winter ja selbst auf der Schwäbischen Alb noch nicht, aber immerhin ein paar Schneereste sorgten zusammen mit den unwirklich grünen Feldern für die entsprechende Stimmung.
Am westlichen Horizont klarte sogar etwas der Himmel auf und sorgte für Kontraste in den Wolken. Maultier jedoch beschäftigte ein ganz anderes Phänomen. Immer wieder schaute es nach links in den Wald, um den wir quasi herumritten, und spitzte die langen Ohren. Bald war ich mir sicher, dass dort Wild sein musste – vermutlich Wildschweine. Die ließen sich aber glücklicherweise nicht blicken und wir erreichten schließlich alle glücklich den Stall.
Albaufstieg mit der Zahnradlok – so lautet der Untertitel von Helmut Baders Buch über die Echaztalbahn, die bis vor 35 Jahren zwischen Reutlingen und Engstingen verkehrte.
Presse, 8. Februar 1980: „Bahn gibt den Schienenverkehr im Echaztal auf, obwohl die parallel fahrenden Busse hoffnungslos überfüllt sind.“
Helmut Bader beschreibt die 77 Jahre Bahnbetrieb im Echaztal mit geschichtlichen Fakten sowie mit Anekdoten und Streichen aus der Zeit, in der man mit dem Zug zur Arbeit und zum Wochenendausflug fahren konnte. Der Band ist großzügig bebildert und stellt die verschiedenen Lokomotiven vor.
Auch wenn er meist nur auf den nostalgischen Aspekt einer Erinnerung an die alte Bahnstrecke verweist, so wird doch an mancher Stelle klar, wie widersinnig es ist, eine vorhandene technischen Errungenschaft so ersatzlos abzureißen, wie es im Landkreis Reutlingen geschehen ist.
Man stelle sich nur mal die Möglichkeiten vor, könnte man heute noch sonntags mit einer Bahn zum Schloss Lichtenstein oder zur Bärenhöhle fahren. Und noch schöner: Wenigstens ein Teil der Pendler würde stressfrei von der Alb in die Städte fahren.
Nicht mehr als ein ferner Traum – mehr ein Echo der Vergangenheit als eine Hoffnung für die Zukunft. Wer weiß schon, ob Modul „X“ der Regionalstadtbahn je gebaut wird, und falls ja wann …
Die Echaztalbahn
Mit der 1892 eingeweihte Echaztalbahn gelang der Württembergischen Staatsbahn ein technisches Meisterstück: die Überwindung des Albanstiegs mit dem Zahnradabschnitt zwischen Honau und Lichtenstein. Mit kurzweilig kommentierten Fotos zeichnet Helmut Bader die Geschichte der Strecke und die Entwicklung der Technik nach, dank derer die Pendler von der Alb nach Reutlingen und zahllose Ausflügler zur Bärenhöhle und zum Schloss Lichtenstein gelangten.
Die Echaztalbahn
Albaufstieg mit der Zahnradlok
Helmut Bader
Sutton Eisenbahn / Baden-Württemberg
1. Auflage 15.04.2015
128 Seiten, 160 Bilder (s/w, Farbe), Maße: 170 x 240 mm, gebunden
19,99 €
ISBN: 978-3-95400-552-9
Ein Meßstetter Premiumwanderweg führt von Tieringen zum Hörnle. Den Abstecher zur Lochen haben wir hinzugefügt. Das Wetter ließ die Schwäbische Alb stellenweise aussehen wie die Schottischen Highlands.
Von Tieringen zum Hörnle
Man startet beim Parkplatz Schlichemhalle in Tieringen. Das erste Wegstück führt parallel zum Barfußpfad das Tal hinauf.
Immer am Bächlein Schlichem entlang kommt man auf dem durchgängig gut beschilderten HochAlbPfad zur Schlichemquelle. Am Waldrand sprudelt das Wasser aus einem Hahn in ein leuchtend blaues Becken. Es gibt Sitzgelegenheiten und etwas weiter oben eine Schutzhütte.
Hinter der Schutzhütte führt ein Pfad den Hang hinauf. Links unterhalb des Pfads liegt die kleine Höhle Hohler Backofen. Den Abstieg haben wir uns aufgrund des rutschigen Wegs diesmal gespart.
Man kommt aus dem Wald, folgt dem Weg am Feriendorf vorbei und durch den Wald zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man (bei besserer Sicht) den Feldberg im Schwarzwald sehen können soll.
Abstecher zum Lochenstein
An einer T-Kreuzung direkt am Albtrauf führt der HochAlbPfad nach rechts, doch wir sind erst einmal auf einen zwei Kilometer kurzen, aber anstrengenden Abstecher nach links steil hinunter zum Lochenpass und steil hinauf zum Aussichtspunkt Lochenstein gegangen. Von diesem Fels bietet sich ein wunderschöner Blick ins Albvorland, zur Burg Hohenzollern und – bei klarer Sicht – zum Schwarzwald.
Blick vom Lochenstein zur Burg Hohenzollern
Auf gleichem Weg geht es zurück und dann stets am Albtrauf weiter bis zum Aussichtspunkt Schinderlucke. Hier verlaufen auch einige andere schöne Wanderwege wie der HW1, der Donau-Zollernalb-Weg, der Hohenzollernweg oder – eine Kuriosität – der Interstuhlpfad mit vielen unterschiedlichen Sitzgelegenheiten am Wegesrand.
NSG Hülenbuch und Tieringer Hörnle
Über die Freifläche des Naturschutzgebiets Hülenbuch gelangt man zum Tieringer Hörnle. Am Beginn der Aussichtskanzel befindet sich ein Denkmal für im 2. Weltkrieg gefallene Gebirgsjäger. Ganz in der Nähe auf Albstadter Gemarkung gibt es den Muliweg, auf dem diese Soldaten jeden Tag zur Übung mit Maultieren den steilen Albtrauf hinaufstiegen.
Hochalb und Abstieg
Nachdem man den wunderbaren Ausblick ins Albvorland und in Richtung Albstadt genossen hat, folgt man dem Pfad durch den Bannwald an der Ostkante des Bergsporns. Nach einer ganzen Weile kommt man aus dem Wald heraus. Der Weg führt über die hochgelegenen Felder – ein HochAlbPfad eben.
Man steigt vom kleinen Wanderparkplatz Alte Steig das Sträßchen hinab und biegt vor den ersten Häusern Tieringens rechts auf einen schönen Waldweg ab.
Oberhalb des Ortes wandert man Richtung Ausgangspunkt bei der Schlichemhalle. Beim Barfußpfad gibt es auch eine Grillstelle für ein abschließendes Picknick.
Fazit
Eine spannende, abwechslungsreiche Wanderung mit schönen Ausblicken – bei Glück sogar mit Alpensicht. Im Winter und nach starkem Regen können die Naturpfade ziemlich rutschig sein. Diesmal ging es gerade noch so, aber viel matschiger hätten sie für meinen Geschmack nicht sein dürfen. Gutes Schuhwerk ist am Albtrauf ohnehin immer angesagt, manchmal ist man nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. Die Beschilderung ist durchweg engmaschig vorhanden – wie auf einem Premiumwanderweg üblich. Wie schrieb jemand mal so schön: „Mit einem Rest von Orientierungssinn …“ 😉