Schlagwort-Archive: Wanderritt

Wanderritt durch faszinierende Albtäler

Spannende Landschaften, wanderlustige Reittiere, nette Mitreiter und eine souveräne Rittführung – dies hat den 8-tägigen Wanderritt entlang einiger seit Urzeiten von Menschen bewohnten Trockentäler zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht. Eine Reise über die Schwäbische Alb, durch die Menschheitsgeschichte, zu den geologischen Besonderheiten entstanden in Jahrmillionen. Ein Ritt von der Mittleren Alb durch den Albuch über die Lonetal-Flächenalb und zurück.

Tag 1: Mehrstetten – Laichingen
Samstag morgen treffen wir uns bei Mehrstetten, um zu dem langen Ritt Richtung Osten aufzubrechen. Zwei Maultiere und zwei Pferde sollen uns begleiten. Nach den üblichen Vorbereitungen wie Putzen, Satteln, Picknick-Packen brechen wir auf. Die Landschaften sind uns von kürzeren Ritten noch bekannt: das gewundene Böttental hinab, das grüne Buchtal hinauf – nun sind wir schon im Alb-Donau-Kreis.
An der Südostecke des ehemaligen Truppenübungsplatzes vorbei und bald haben wir unseren Picknickplatz am Waldrand erreicht. Genau rechtzeitig als uns ein Gewitterschauer erreicht. Dieser ist zum Glück bald vorbei und der Ritt geht weiter ein Stück den flacheren, oberen Teil des Tiefentals an Heroldstatt vorbei nach Norden und schließlich an Feldern entlang bis Laichingen. Gleich bei Ankunft im Nachtquartier betreiben die Tiere erst einmal Rasenpflege, begrüßen die neugierigen Kühe und werfen sich auf der Koppel zum Wälzen auf den Boden. Nach einem leckeren Abendessen in einer Pizzeria („gutbürgerlich haben wir die nächsten Tage ja noch genug“) schlafen wir auf Sofa und Feldbetten ein.

Tag 2: Laichingen – Amstetten-Dorf
Ein wunderbares Sonntagsfrühstück erwartet uns morgens. Anschließend holen wir unsere Pferde und Mulis von der Koppel, die übliche Prozedur: Putzen, Gepäcktransport, Satteln. Heute reiten unsere Gastgeber noch ein Stück mit uns Richtung Autobahn A8. Da die eigentlich geplante Unterführung aufgrund der Großbaustelle derzeit gesperrt ist, wird kurz umgeplant und wir nehmen eine andere Querungsmöglichkeit. Besonders beeidruckend sind die berghohen Schotterhaufen längs der Autobahn. Bald geht wieder ein mittäglicher Gewitterschauer nieder, gefolgt von Sonnenschein. Eine schmale Waldhütte bietet uns Schutz beim Picknick.
Aus dem Wald heraus reiten wir über weite Felder bis zum Albtrauf zwischen Aufhausen und Türkheim. Dort bietet sich uns ein Blick hinüber zur Hausener Wand oberhalb von Überkingen. Hinter Türkheim führen wir die Tiere hinab ins Vögelestal. Wieder muss die Strecke leicht angepasst werden, da auf einigen Wegen dort Reiten nicht erlaubt ist. Kurz queren wir das Obere Lontal und blicken nach einem Aufstieg durch den Wald von oben auf unser zweites Etappenziel Amstetten-Dorf. Hier werden wir im Pferdehof Gasthaus Adler auf dem Heuboden direkt über den Pferden einquartiert. Die vorgeschlagene gutbürgerliche Gaststätte hat geschlossen, so dass wir uns eine Alternative suchen: wie sich herausstellt ein Kleinod italienisch-authentischer Küche und Lebensart, das sich in einem hässlichen 70er-Jahre Neubau in Amstetten-Bahnhof versteckt. So sind wir für den nächsten Tag gut gestärkt.

Tag 3: Amstetten-Dorf – Heldenfingen
Die Nacht war ruhig, die Reittiere alle brav. Die Wartezeit während des Gepäcktransports nutzen sie zum Dösen, wir hingegen machen ein wenig Gymnastik. Kann zumindest nicht schaden. Nachdem es losgegangen ist, müssen wir erst einmal die B10 überqueren, gleichzeitig auch die Bahngleise, auf denen ein Zug naht. Aber alles geht gut und wir genießen den Vormittag auf halb zugewucherten Waldwegen, schnurgeraden Waldwegen, Feldwegen vorbei an Äckern oder Streuobstwiesen und schließlich sogar auf einem ebenfalls leicht überwucherten Teil eines Jakobswegs. Im Hirschental müssen wir aufgrund eines Schafweidezauns einen kleinen Umweg den Berg hinauf reiten. Während es die ganze Zeit schon donnert und grummelt, picknicken wir am Waldrand.
Erst als wir weitergehen, holt uns das Gewitter doch noch ein: Regenklamotten angezogen und im Wald den heftigsten Regenguss abgewartet. Nach einer Weile führen wir die Tiere weiter auf einem schönen Wiesen-Waldrandweg. Schließlich kommt die Sonne heraus, die Luft ist gleich wieder voller Dampf. Das Hirschental mit seinen wunderbar weichen Wiesenwegen geht ins Hungerbrunnental über, wo Schotterwege vorherrschen. Ausgerechnet unsere geplante Route vom Tal hinauf in den Ort ist wegen Forstarbeiten gesperrt. So kommen wir schließlich doch noch am Hungerbrunnen – einer unzuverlässigen, im Sommer fast immer trockenen Karstquelle – vorbei. Nun geht es bergauf nach Heldenfingen, wo sich unsere Reittiere nach dem Warten und Absatteln auf der Koppel über die unzähligen Äpfel hermachen. Nach dem Abendessen im Ochsen spazieren wir noch bei Vollmond zum Heldenfinger Kliff.

Tag 4: Heldenfingen – Bissingen ob Lontal
Die vierte Etappe führt uns nochmals zum Heldenfinger Kliff, einem etwa 5 Meter hohen Fels mit zahlreichen Bohrmuschellöchern im Kalk. Das geologische Phänomen gilt als Teil der Küstenlinie des Molassemeeres (Binnenmeer zwischen Alpen und Alb bis vor etwa 17 Millionen Jahren). Nachdem wir großräumige Forstarbeiten hinter uns gelassen haben, traben wir eine sehr lange, schnurgerade Strecke durch den Wald. Schließlich erreichen wir die Brenzschleife bei Herbrechtingen. Unten im Tal geht es am Fischerfelsen und am Falkenstein vorbei, dann oben auf dem Buigen durch den Bannwald mit seinen vielen knorrigen Bäumen und den Hinweisen auf einstige keltische Besiedlung.
Nach dem Picknick müssen wir kurz an der Straße entlang und dann rechts ins Eselsburger Tal. Ein älterer Herr schaltet extra für uns seinen Rasenmäher aus mit den Worten: „Das muss ich doch genießen!“ Vorbei an beeindruckenden, felsigen Wacholderheiden und an den sogenannten Steinernen Jungfrauen geht es hinter dem winzigen Ort Eselsburg wieder bergauf, links die Spitzbubenhöhle. Nach Unterquerung der Autobahn A7 besuchen wir die Ruine Kaltenburg, steigen hinab ins Lonetal, passieren den Archäopark Vogelherd, wo eines der ältesten figürlichen Kunstwerke – das Wildpferchen – gefunden wurde und erreichen schließlich – nachdem unsere Mulidame Afra von einem Vorbeireiter mit den Worten „Das ist aber ein schöner Esel.“ bedacht wurde – unser wunderbares Nachtquartier in Bissingen ob Lontal.

Tag 5: Bissingen ob Lontal – Sinabronn (Lonsee)
Die heutige Etappe verläuft westwärts Richtung Heimat hauptsächlich im Lonetal. Es gilt als eines der längsten Trockentäler Deutschlands, wenngleich die Lone an manchen Stellen noch als kleiner Bach zu erkennen ist. Vom Quartier-Vermieter haben wir erfahren, dass manche ausgetrockneten Bereiche auch dem Biber zu verdanken sind. Von oben kommend erblicken wir zwei kleine Felsöffnungen: den Hohlenstein und die Bärenhöhle. Im Hohlenstein-Stadel wurden 1939 Bruchstücke aus Mammutelfenbein gefunden. Diese wurden jedoch erst 30 Jahre später zu einer kleinen Figur zusammengesetzt, die heute als Löwenmensch bekannt ist. Durch das etwas breiter werdende Tal reiten wir an der von unten nicht sichtbaren Bocksteinhöhle vorbei. Ein paar Flussschleifen weiter führt ein Tunnel unter der Landstraße hindurch, etwas später unterqueren wir die Autobahn A7. Hier verliert sich der Weg direkt am Bachlauf entlang und wir finden uns auf einem langen, geraden, leicht ansteigenden Weg durch Wald mit uralten Eichen wieder. Wieder unten im Lonetal führen wir die Tiere noch ein Stückchen bis zum Picknickplatz am Fohlenhaus.
Während der Pause ruhen Pferde und Mulis und wir haben genug Zeit, uns die Höhleneingänge genauer anzusehen. Der Fels sieht tatsächlich aus wie ein Pferd, besonders gut zu erkennen der Kopf. Zwei Wanderer kommen vorbei, eine kleine Gruppe Geocacher, zwei Radler und ein Radwanderer sowie zwei Moutainbiker, die steil aus dem Wald herunterschießen. Mehr ist nicht los. Auf dem Weiterweg im Lonetal legen wir demnach auch mal Trabstrecken ein und im Wald galoppieren wir ein Stück leicht bergauf. Am Ende des 5. Tages allerdings merkt man schon beim Angaloppieren, dass der Elan unserer Reittiere eher gemäßigt ist im Vergleich zu sonst. Dann wird der Weg immer steiler und wir verfallen wieder in Schritt. Schließlich erreichen wir Sinabronn, den kleinsten Teilort Lonsees, der oberhalb des Tals liegt. Interessant zu erleben, was passieren kann, wenn ein Muli mit einer Maßnahme nicht einverstanden ist, wie z.B. das Aufteilen der kleinen Herde in Zweier-Gruppen für die Übernachtung. Eine der Maultierdamen macht so lange Rabatz, bis die Gruppenaufteilung ihren Vorstellungen entspricht 😉

Tag 6: Sinabronn (Lonsee) – Machtolsheim
Geweckt werden wir vom lauten Grunzen der Schweine im Stall unter uns. Überhaupt scheint die Zeit in unserer Unterkunft in Sinabronn stehen geblieben zu sein – ein Hof in einem Albdorf wie damals, einst. Die Erinnerungen beginnen zu verschwimmen. Wo waren wir gestern? Oder wo haben wir vorgestern gepicknickt? Wann hatten wir welches Wetter? Die Masse an Eindrücken auf einem solchen Wanderritt muss erst einmal verdaut werden. Und heute steht die längste Tagestour bevor! Der erste etwas kürzere Teil der Strecke ist geprägt von landwirtschaftlichen Feldern, Weiden und etwas Wald. Ein endlos wirkender Wiesenweg lädt zu einem langen Trab ein. Dann wieder die Frage: Wo kommen wir unter der Autobahn A8 durch? Auf der Höhe von Tomerdingen sieht man schon die Großbaustelle. Wir haben Glück, die gewählte Unterführung ist offen und uns kommen kaum Fahrzeuge entgegen. Im völlig menschenleeren Kiesental machen wir unsere Picknickpause.
Noch ein paar Talkurven führen wir die Maultiere und Pferde hinab, vorbei am Zuckerhut, einem großen Felsen. Steil hinauf Richtung Weidach tragen uns die Tiere, bevor es endlich hinab geht ins Kleine Lautertal. Gut neun Kilometer folgen wir dessen sanft ansteigendem Verlauf von felsigen Wacholderheiden durch das winzige Lautern mit dem Lauter-Quelltopf und durch den Wald. Nach weiteren gut zwei Kilometern im Langen Tal erreichen wir den Hübschen Stein, einen alten, dreiseitigen Grenzstein mit den Wappen von Württemberg, Ulm und Helfenstein. Letztere hatten einen Elefanten im Wappen. Man geht davon aus, dass das Tier damals „Helfant“ genannt wurde, mit einer gewissen Ähnlichkeit zum Namen „Helfenstein“. Nach insgesamt gut 35 Kilometern erreichen wir schließlich Machtolsheim, wo unsere Vier wieder gemeinsam übernachten dürfen und wir im Reiterstüble nächtigen.

Tag 7: Machtolsheim – Sontheim
Regen, Regen, Regen – so könnte man den siebten Wanderreittag beschreiben.
Oder aber man sagt: Ein schöner Tag! Alle arbeiten ruhig vor sich hin. Beim Putzen, beim Misten, beim Regenhosen-Anziehen. Es ist klar, wir würden eher eine kürzere Route nehmen. So geht es zunächst wieder an Feldern vorbei, über die B28, aber dann säumt eine wunderschöne Wacholderheide unseren Weg. Wir steigen ab und führen die Tiere einen langen Weg hinab ins Tiefental, wo wir an einer Hütte picknicken. Die Maultiere und Pferde nehmen den Regen sowieso sehr gelassen, sind sie doch endlich die lästigen Fliegen los.
Nach der Pause geht es weiter das Tiefental hinauf, welches mir noch nie so lang vorgekommen ist, wie an diesem Tag. Nach vielen Talwindungen erreichen wir die Wacholderheide beim Teufelsloch, von wo aus man schon die Häuser Sontheims sehen kann. Ein längerer steiler Anstieg bis zum Ort und wir sind ungewöhnlich früh in der Unterkunft. Obwohl die Koppel vorgesehen war, dürfen unsere Reittiere bei dem Wetter doch netterweise in Boxen übernachten. Wir haben ausgiebig Zeit zu duschen, warme Getränke zu uns zu nehmen und die Woche ein wenig Revue passieren zu lassen, bevor wir dann morgen die Runde vollenden werden.

Tag 8: Sontheim – Mehrstetten
Da wir das Tiefental nun gestern schon „abgegrast“ haben, wird die Route nochmals angepasst. Stattdessen geht es oben an Justingen vorbei ins Bärental, wo wir während der Mittagspause zu Fuß in die Bärentalschlucht hinabgehen können. Definitiv einer der sehenswertesten Orte der Schwäbischen Alb.
Weiter geht es Richtung Gundershofen und hinab ins Schmiechtal. Da dort gerade die Straße gesperrt ist, können wir sie ein Stück in Ruhe entlang reiten. Dann kommt in der Haarnadelkurve bei Springen ein Konvoi mit Oldtimer-Porsches vorbei. Zum Glück bleiben die Maultiere und Pferde ganz cool. Von der Schmiechquelle aus nehmen wir die Alte Steige hoch auf die Albhochfläche. Mehrstetten kommt bald in Sichtweite, wir blicken hinab ins Böttental, in welches wir vor 8 Tagen hinuntergeritten sind. Ein frischer Wind bläst uns ins Gesicht, lässt ein paar feine Regentropfen auf die Haut fallen – aber wir erreichen den heimatlichen Stall trocken und sicher. Ein wunderbarer, ereignisreicher, schöner Ritt geht zuende.

Wanderreitstationen:
www.wanderreiten-alb.de
www.wanderreiten-franken.de
www.wanderreiten-in-deutschland.de
Wanderreitstationen rund um die Schwäbische Alb

Landschaften:
www.albuch.de
www.lonetal.net
Kleines Lautertal
www.tourismus.alb-donau-kreis.de
www.erlebnisregion-schwäbischer-albtrauf.de
www.heidenheim.de

TOUREN-TIPPS entlang der Route:

Landkreis Reutlingen:
Tour 21: Das Böttental bei Mehrstetten

Alb-Donau-Kreis:
Laichinger Tiefenhöhle: Ausflug in die Unterwelt
Rauher Fels im sanften Lonetal – ein Spaziergang zum Fohlenhaus
Von der Sontheimer Höhle durch das Tiefental und seine Seitentäler
Über die Wacholderheide, durch das Tiefental und zur Sontheimer Höhle
Tour 22: Das Kleine Lautertal bei Blaustein
Tour 30: Sontheimer Höhle, Küssende Sau und Blautopf

Landkreis Göppingen:
Autal und Rötelbach bei Überkingen

Heidenheimer Alb:
Einst Meeresgrund, jetzt trocken: Heldenfinger Kliff und Hungerbrunnental
Spaziergang durch das mystisch vernebelte Eselsburger Tal
Eselsburger Tal – mal ohne steinerne Jungfrauen
Urzeitfunden auf der Spur: Vogelherd, Hohlenstein, Bocksteinhöhle im Lonetal

Radtouren:
Albtäler-Radtour
Radtour: Laichinger Tiefenhöhle – Sontheimer Höhle – Tiefental – Blautopf

Kleine Details, geänderte Perspektive

Einfach unterwegs sein in netter Begleitung. Auch in bekanntem Gebiet gibt es neue Wege zu entdecken oder jahreszeitliche Besonderheiten, die man so noch nicht gesehen hat.

Beim 2-Tage-Ritt von Mehrstetten zum Fladhof (Buttenhausen) und zurück erlebten wir das geschäftige Hin und Her der Erntemaschinen auf den Feldern der Albhochfläche ebenso wie die sonntägliche Stille in waldigen Tälern oder spannende Ziele wie die Burg Derneck und das sonnige, aber nicht übermäßig von Radlern bevölkerte Lautertal.

Ritt von der Alb nach Oberschwaben

Frühling! Zeit der großen Temperaturunterschiede. Sonne, Wolken, Nebel und Regengüsse. Saftiges Grün und blau-weißer Himmel. Gelbe Felder, voll von Raps, Hahnenfuß oder Löwenzahn. Und in den kühleren Höhenlagen immer noch blühende Obstbäume. Eine wunderbare Zeit, loszuziehen, am liebsten in Begleitung, die einen mit sich trägt, egal ob man oben drauf sitzt oder nebenher wandert.

29. April: Mehrstetten – Zwiefalten-Baach
Los geht’s bei Mehrstetten. Nachdem die Pferde und Maultiere geputzt, gesattelt und mit dem Picknick bepackt sind, laufen wir los und steigen schließlich auf. Von Wiesen- und Wacholderheidetälern traben wir leicht bergauf zur Albhochfläche zwischen gelbem Raps und saftig grünen Feldern. Nach weiterem Ab und Auf durch frühlingsgrüne Buchenwälder steigen wir schließlich ab und wandern an einer der vielen Burgruinen vorbei ins Große Lautertal. Da es morgens noch diesig war, haben wir den Picknickplatz komplett für uns alleine. Die Sonne kommt raus und wärmt sofort die Luft im Tal. Auf einem wenig genutzten Waldweg, der sanft am Hang entlang bergauf führt, gelangen wir – mit kleinem Hindernis an einem querliegenden Baum – auf die Hochfläche.

Schon sehen wir das morgige Etappenziel recht nah vor uns: den Bussen. Noch einmal über eine bewaldete Kuppe und wir müssen nur noch hinab Aachtal, wo uns in der Radlerherberge ein freundlicher Empfang und bequeme Betten erwarten. Vom Zimmer blickt man über die große Obstbaum-Koppel hinüber zum imposanten Zwiefalter Münster. Während die Tiere sich über so viel Auslauf freuen, genießen wir unser Abendessen im Felsen.

30. April: Zwiefalten-Baach – Bussen
Die am Vorabend noch sonnendurchfluteten Obstwiesen liegen morgens im Dunst. Nachts hat es geregnet und die Tiere haben sich ein ausgiebiges Schlammbad gegönnt. Nachdem sie wieder schick sind und der Gepäcktransport erledigt, starten wir zur zweiten Etappe. Der Vormittag wird zunehmend sonnig. Wir queren die Donau sowie die B 311, blicken hinüber zu den Zwiebeltürmen von Obermarchtal und sind schon mittendrin im schönen Oberschwaben mit seinen sanft hügeligen Landschaften.

Leichter Niesel durchdringt die Luft, doch beim Picknick ist es noch halbwegs trocken. Kaum gehen wir weiter, setzt ein starkes Gewitter ein. Wir beeilen uns, den Wald zu erreichen. Es ist ein seltsames Gefühl, bei Blitz und Donner im Wald zu sein. Definitiv auch ein Erlebnis der Kategorie: „den Naturgewalten ausgesetzt“. Kurz bevor es wieder aus dem Wald heraus ginge, beginnt es auch noch zu hageln.

Vor allem die Mulis bewegen sich – schlau wie sie sind – nicht mehr von der Stelle. Doch bald lässt das Gewitter und schließlich auch der Regen nach und wir suchen einen kürzeren Weg durch den Wald zu unserem Ziel. Auf matschigen, zerfurchten Waldwegen tragen uns die nassen Tiere sicher nach oben. Wir kommen aus dem Wald heraus und genießen einen schönen Blick vom Bussen nach Süden. Nachdem wir vom freundlichen Wirt alle gut versorgt und informiert wurden, gehen wir noch ein paar Schritte steil hinauf zur Bussenkirche, inzwischen fast komplett in Nebel gehüllt.

Den Blick auf die Alpen können wir nur am Foto-Panorama nachvollziehen. Leckeres Abendessen und gemütliche Betten warten auf uns im Gasthof Schönblick nur knapp unterhalb des Bussengipfels. An Schlaf ist allerdings nur mit Ohropax zu denken – es ist die Nacht auf den 1. Mai. Alles an Mensch und vor allem Maschine wird aufgeboten, um den jeweiligen Liebsten „heimlich“ Maibäume aufzustellen.

1. Mai: Bussen – Bierstetten (Bad Saulgau)
Der Nebel verzieht sich morgens zusehends, wir wandern weiter Richtung Süden. Bald schon liegt der Bussen in einiger Entfernung. Wald und Felder sind von kleinen Gräben durchzogen, Gras bedeckt die Waldböden. Ganz anders als auf der trockenen Alb. Sogar einen der hier wieder ansässigen Störche bekommen wir zu sehen.

Nach dem Picknick am Waldrand geht es weiter an kleinen Ortschaften vorbei, auch mal durch sie hindurch. Ein Abstecher führt uns zum Blinden See, einem Moorteich. Die Sonne steht schon recht tief als wir Bierstetten erreichen. Wir werden schon erwartet, sehr herzlich begrüßt und auf verschlungenen Wegen durch den Ort zum Stall geführt. Wieder können sich unsere fleißigen Reittiere über eine schöne Koppel mit Heuzugabe freuen.

Nur ein paar Schritte die Dorfstraße hinab ist es bis zu unserer Unterkunft in einer allerliebst hergerichteten Wohnung, der neuen Wanderreitstation Bierstetten. Während wir noch die schönen, niedrigen Räume bestaunen, geht draußen ein Platzregen nieder, gefolgt von einem wunderschönen doppelten Regenbogen.

2. Mai: Bierstetten (Bad Saulgau) – Langenenslingen
An diesem Morgen dauert es etwas länger, bis wir loskommen. Spontan muss ein Huf neu beschlagen werden, aber auch dies klappt und wir gehen die längste Etappe des Wanderritts an. Mit leichtem Auf und Ab geht es stetig Richtung Nordwest. Wir passieren viele leuchtende Rapsfelder, reiten durch Wälder, sehen Rehe am Waldrand und immer mal wieder den Bussen, der aus der Landschaft herausragt.

Immer deutlicher zeichnet sich im Norden auch die Alb ab. Der Südrand ist zwar nicht ganz so markant wie der Albtrauf im Norden, aber das Mittelgebirge ist eindeutig als Erhebung zu erkennen. Nach dem Picknick geht es eine Weile zu Fuß weiter, vorbei an den Schwarzachtalseen. Die Überquerung der B 311 schaffen wir über eine Brücke. Vor uns breitet sich das hier recht breite Donautal aus.

Oben am Hang sieht man ein weißes Gebäude: die Heuneburg. Stetig weiter geht es, immer wieder mit schönen Trab- und Galoppstrecken, aber hauptsächlich im Schritt.

Zur Entlastung bestimmter Muskelgruppen bei Mensch und Tier auch viel zu Fuß. Was allerdings aufgrund des hohen Grundtempos der Mulis eher als Stechschritt zu bezeichnen ist. Dunst ist wieder aufgezogen als wir recht spät den Sandhof bei Langenenslingen erreichen. Wir werden sehr herzlich empfangen und dürfen im schön ausgebauten Anbau der preisgekrönt restaurierten Mühle nächtigen.

3. Mai: Langenenslingen – Pfronstetten
Wieder umhüllt uns der morgendliche Nebel, als wir aufbrechen. Nur der gelbe Raps leuchtet, was das Zeug hält. Es geht wieder die Alb hinauf, durch Wälder, vorbei an Feldern, die Böden wieder karger und weniger feucht als in Oberschwaben. Nach dem Picknick führen endlos scheinende Täler sanft hinauf auf die Albhochfläche. Dort weht inzwischen ein kalter Wind aus Nord, dem wir entgegen reiten.

Der Wetterbericht hatte den Samstag als kältesten Tag vorhergesagt, wie auch die folgende Nacht. Zum Glück können wir uns zu Fuß durch den Ort wieder etwas aufwärmen und erreichen bald die Wanderreitstation der Schäferei Fauser. Nach dem leckeren Abendessen in wachsender Runde kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke. Vom Fenster aus blickt man über die Schäferkarren hinüber zur Koppel.

4. Mai: Pfronstetten – Mehrstetten

Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre und beginnt sonnig. Doch der Wind ist noch sehr kalt. Es dauert bis Mittag, bis es angenehm warm wird.

Die Landschaften werden immer bekannter, ein letzter Blick auf den Bussen, ein Linsenacker rechts, immer wieder Raps. Wir queren erneut das Große Lautertal, gehen nochmals bergauf und schließlich zurück zum Albhof.

Es waren sechs sehr schöne und intensive Tage mit wunderbaren Gastgebern, tollen Mitreiterinnen, zuverlässigen Reittieren und abwechslungsreicher, spannender Rittführung.