Schlagwort-Archive: Schwäbische Alb

Adieu, treue Seele!

Adieu, treue Seele!
Du hast mich überall hingebracht: auf die Mittlere Alb, manchmal auf die Westalb und dieses Jahr ganz oft auf die Ostalb. Einmal sogar über die Alpen und zurück. Du hast nie gemurrt und fast nie gemuckt. Und wenn, dann war es meine Schuld.
Ich werde Deine unerschütterliche Zuverlässigkeit, Deine kreative Kurvenlage und Dein das Radio übertönende Röhren vermissen. Sehen wir es als gutes Zeichen, dass Du an einem 11.11. in die ewigen Jagdgründe eingehen darfst.
Danke für so viele gemeinsame Jahre und besonders die letzten. Es waren gute Jahre.

Adieu, treue Seele!

Lesung mit Musik: „Allein über die Alb“

Bertram Schwarz mit MikroDas Buch Allein über die Alb von Bertram Schwarz habe ich hier ja schon in einem anderen Beitrag besprochen. Nun wollte ich zur Lesung mit Musik. Es hat mich doch sehr interessiert, wer außer mir noch gerne alleine über die Alb reist.

Ich wählte den Termin in Tübingen. So konnte ich mal wieder ins alte Löwen-Kino, das heute kein Kino mehr ist – wie so viele. Und schräg gebenüber das X – das gibt es immer noch – unkaputtbar. Pommes gehen halt immer – im Gegensatz zu Kino.

Dann ging es los, der Saal war recht gut gefüllt. Nach einer kurzen Vorstellung spielte zunächst „Piano Punk“ Lenny Zuber ein Klavierstück zur Einstimmung. Auch zwischendurch lockerte er die einzelnen Kapitel durch seine Musikstücke auf.

Lenny Zuber und Bertram SchwarzDann las Bertram Schwarz die ersten Kapitel seiner Reise-Reportage über die Alb vor. Wie sehr ich all das nachvollziehen kann. Die ungläubigen Blicke, wenn man sich in eine Touristeninformation wagt und dann auch noch detaillierte Informationen möchte, nicht bloß ein paar Faltblätter, die schon bald im Altpapier landen. Ich fand schon beim Lesen das Kapitel über die Suche nach dem östlichsten Punkt der Schwäbischen Alb köstlich. Ich weiß nicht, welche Qualifikation man für einen Job in einer Touristeninfo haben muss, aber Ortskenntnis ist es wohl eher nicht. Das hat auch der Autor erfahren.

Und stets hatte ich mir auszumalen versucht, welches Mißverständnis wohl zwischen Autor und demjenigen Busfahrer entstanden war, der nicht nach Bartholomä fahren wollte, obwohl es so im Fahrplan stand. Doch der O-Ton des Busfahrers lässt keine Zweifel aufkommen. Der meinte es ernst, dass sowieso keiner dorthin wolle, so kurz vor Österreich.

Die Reise geht weiter, und zwar mitten über die Alb. Nicht da, wo sich bei schönem Wetter die Ausflügler einfinden. Am Nord- oder Südrand des Mittelgebirges, am Albtrauf oder im Donautal. Nein. Mittendurch. Wo einem die Dörfer manchmal schon trostlos vorkommen können. Wo man erleben kann, was (wort-)karg bedeutet. Durch Orte mit Namen wie Gussenstadt, Mehrstetten oder Auf der Haid.

Lenny Zuber am PianoDurch die aufgezeichneten Gespräche, durch die Fotos und die Musik entsteht bei der Lesung ein noch klareres Bild von den Menschen, denen Bertram Schwarz auf seiner Reise begegnete. Von bizarr bis skurril, von abweisend bis herzlich – alles ist dabei.

Wem das Buch gefallen hat, der sollte sich auch die Lesung nicht entgehen lassen. Und wer es noch nicht kennt, umso mehr.

Nächster Termin: 13.11. Fohlenhof, Mehrstetten

Buchtipp: Allein über die Alb

„Warum wollen Sie dorthin? Das ist doch kurz vor Österreich, da will kein Mensch hin.“ SWR4-Reporter Bertram Schwarz plant eine Reise allein über die Schwäbische Alb von Ost nach West. Nur wo genau soll er beginnen?

Was liegt näher, als in der „Hauptstadt des Ostalbkreises“ nachzufragen. Doch nicht einmal in der Aalener Touristinfo kann man ihm sagen, wo sich das östliche Ende der Schwäbischen Alb befindet. Er hört Namen wie Neresheim, Heubach oder halt auch Bartholomä, wo kein Mensch hin will oder zumindest der Busfahrer nicht.

In „Allein über die Alb“ erzählt Bertram Schwarz von einer bemerkenswerten Reise. Einer Reise, von der viele glauben, man könne sie nur in weit entlegenen Ländern machen. Mit skurrilen Begegnungen, bizarren Erlebnissen und eigensinnigen Menschen, die sich den oft rauen Lebensumständen angepasst haben. Dabei spielt er auch mit den üblichen Klischees über die Schwäbische Alb wie etwa „mit dem Wort Ostalbkreis […], das eher nach erfrorenem Kleinvieh in der Taiga klingt.“

Er erzählt von entlegenen Gegenden, in denen sich Fotografen mit ihren auf Felsen posierenden Nacktmodells unbeobachtet fühlen. Und von trostlosen Ecken beim ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen oder bei der Engstinger Haid, wo man die Worte Albstadl, Atomsprengköpfe und größter Kokain-Fund in einem Atemzug aussprechen kann.

Hauptsächlich erzählt er von Menschen. Menschen, die sich (unausgesprochen) darüber wundern, dass einer wie er mit dem Bus statt mit dem Auto ankommt und offenbar tagsüber nichts zu arbeiten hat. Einer älteren Dame, die SWR4-Moderator Branik Grüße ausrichten lässt, aber auf keinen Fall ins Radio möchte. Einer anderen, die ihn sogar gleich wieder aus dem Auto schmeißt, als er seinen Beruf erwähnt.

Auf seiner Reise erfährt Schwarz aber auch die sagenhafte landschaftliche Schönheit der Schwäbischen Alb. Und er lernt Menschen kennen, die plötzlich auftauen und ihm ihre Geschichten erzählen. Geschichten gegen das Vergessen, Geschichten über die Liebe, Geschichten von einer Künstlerin, die den Leuten „auf’s Maul schaut“ und vielleicht herausgefunden hat, warum die Älbler so wortkarg sind: „Wer net schwätzt, der hot koin Streit.“

Was Bertram Schwarz nicht herausfindet, ist die Antwort auf die Frage, wo denn nun die östlichste Stelle der Schwäbischen Alb ist. Darüber kann man sicherlich mit ihm diskutieren auf einer der nächsten Buchpräsentationen – hier die Termine: www.silberburg.de

Allein über die Alb von Bertram Schwarz

Touristische Broschüren und Reiseführer? Die hat Bertram Schwarz nur als Sitzunterlage bei Kälte benutzt. Der Rundfunkjournalist ist allein über die Schwäbische Alb gezogen, nicht um die Sehenswürdigkeiten, sondern um die Menschen dort kennenzulernen. Und so ist der SWR4-Reporter mit den Älblern ins Gespräch gekommen und hat vieles aus ihrem Leben erfahren. Manchmal haben sie ihn sogar daran teilhaben lassen, wie der Bäcker mit der Jim-Knopf-Frisur. Und zuweilen haben sie ihm die kalte Schulter gezeigt, wie der Busfahrer, der sich geweigert hat, sein fahrplanmäßiges Ziel anzusteuern.
Alles in allem hat Schwarz die Leute auf der Schwäbischen Alb auf eine wunderbare Art erlebt: spontan und ungekünstelt, oft rau und knorrig, dann wieder herzlich – und lebensklug.

Bertram Schwarz
Allein über die Alb
Eine Reisereportage
96 Seiten, 49 Farbfotos, Format 12,5 x 19,5 cm, gebunden
12,90 €
ISBN 978-3-8425-1387-7