Herbstspaziergang bei Bierstetten

Was gibt es Schöneres, als nach einem Herbstspaziergang in die kuschelige Ferienwohnung zurückzukommen? Im Ofen knistert das Holzfeuer und eine wohlige Wärme verwöhnt die erfrischten Gesichter.

Es nieselt. Während der Fahrt über die Schwäbische Alb. Während der Fahrt durch Oberschwaben. Aber uns erwartet eine tolle Ferienwohnung in einem alten Bauernhaus in Bierstetten bei Bad Saulgau und eine ungewöhnliche Gastfreundschaft, die wir schon beim Oberschwaben-Ritt 2014 genießen durften. Der Name Bierstetten hat übrigens nichts mit Bier zu tun, der Ort wurde 1291 erstmals als Büstette erwähnt.

Wir ziehen los zu einem Herbstspaziergang durch Feld und Wald. Das bunte Laub sticht bei dem diesigen Wetter besonders hervor. Unser Ziel ist der Drei-Landkreis-Stein am Zusammentreffen der drei Landkreise Sigmaringen, Biberach und Ravensburg.

Die Luft ist frisch und tut sehr gut. Der Wetterbericht hatte uns noch Hoffnung gemacht, dass gegen Abend die Sonne herauskommt, aber der Hochnebel sitzt zu fest. Wir sind ja nicht so weit vom Bodensee entfernt, wo es im Winterhalbjahr oft trüb ist. Für den nächsten Tag planen wir eine Wanderung auf dem Federsee-Rundweg und am Sonntag besuchten wir zwei oberschwäbische Barockkirchen.

Buchtipp: Allein über die Alb

„Warum wollen Sie dorthin? Das ist doch kurz vor Österreich, da will kein Mensch hin.“ SWR4-Reporter Bertram Schwarz plant eine Reise allein über die Schwäbische Alb von Ost nach West. Nur wo genau soll er beginnen?

Was liegt näher, als in der „Hauptstadt des Ostalbkreises“ nachzufragen. Doch nicht einmal in der Aalener Touristinfo kann man ihm sagen, wo sich das östliche Ende der Schwäbischen Alb befindet. Er hört Namen wie Neresheim, Heubach oder halt auch Bartholomä, wo kein Mensch hin will oder zumindest der Busfahrer nicht.

In „Allein über die Alb“ erzählt Bertram Schwarz von einer bemerkenswerten Reise. Einer Reise, von der viele glauben, man könne sie nur in weit entlegenen Ländern machen. Mit skurrilen Begegnungen, bizarren Erlebnissen und eigensinnigen Menschen, die sich den oft rauen Lebensumständen angepasst haben. Dabei spielt er auch mit den üblichen Klischees über die Schwäbische Alb wie etwa „mit dem Wort Ostalbkreis […], das eher nach erfrorenem Kleinvieh in der Taiga klingt.“

Er erzählt von entlegenen Gegenden, in denen sich Fotografen mit ihren auf Felsen posierenden Nacktmodells unbeobachtet fühlen. Und von trostlosen Ecken beim ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen oder bei der Engstinger Haid, wo man die Worte Albstadl, Atomsprengköpfe und größter Kokain-Fund in einem Atemzug aussprechen kann.

Hauptsächlich erzählt er von Menschen. Menschen, die sich (unausgesprochen) darüber wundern, dass einer wie er mit dem Bus statt mit dem Auto ankommt und offenbar tagsüber nichts zu arbeiten hat. Einer älteren Dame, die SWR4-Moderator Branik Grüße ausrichten lässt, aber auf keinen Fall ins Radio möchte. Einer anderen, die ihn sogar gleich wieder aus dem Auto schmeißt, als er seinen Beruf erwähnt.

Auf seiner Reise erfährt Schwarz aber auch die sagenhafte landschaftliche Schönheit der Schwäbischen Alb. Und er lernt Menschen kennen, die plötzlich auftauen und ihm ihre Geschichten erzählen. Geschichten gegen das Vergessen, Geschichten über die Liebe, Geschichten von einer Künstlerin, die den Leuten „auf’s Maul schaut“ und vielleicht herausgefunden hat, warum die Älbler so wortkarg sind: „Wer net schwätzt, der hot koin Streit.“

Was Bertram Schwarz nicht herausfindet, ist die Antwort auf die Frage, wo denn nun die östlichste Stelle der Schwäbischen Alb ist. Darüber kann man sicherlich mit ihm diskutieren auf einer der nächsten Buchpräsentationen – hier die Termine: www.silberburg.de

Allein über die Alb von Bertram Schwarz

Touristische Broschüren und Reiseführer? Die hat Bertram Schwarz nur als Sitzunterlage bei Kälte benutzt. Der Rundfunkjournalist ist allein über die Schwäbische Alb gezogen, nicht um die Sehenswürdigkeiten, sondern um die Menschen dort kennenzulernen. Und so ist der SWR4-Reporter mit den Älblern ins Gespräch gekommen und hat vieles aus ihrem Leben erfahren. Manchmal haben sie ihn sogar daran teilhaben lassen, wie der Bäcker mit der Jim-Knopf-Frisur. Und zuweilen haben sie ihm die kalte Schulter gezeigt, wie der Busfahrer, der sich geweigert hat, sein fahrplanmäßiges Ziel anzusteuern.
Alles in allem hat Schwarz die Leute auf der Schwäbischen Alb auf eine wunderbare Art erlebt: spontan und ungekünstelt, oft rau und knorrig, dann wieder herzlich – und lebensklug.

Bertram Schwarz
Allein über die Alb
Eine Reisereportage
96 Seiten, 49 Farbfotos, Format 12,5 x 19,5 cm, gebunden
12,90 €
ISBN 978-3-8425-1387-7

Käpfle und Bronnweiler Friedenslinde

Die Bronnweiler Friedenslinde wurde 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg gepflanzt – wird also in wenigen Jahren 150 Jahre alt. Sie steht ganz oben auf einem kleinen Hügel oberhalb des Ortes und ist von weitem sichtbar.

Blick vom Alteburg-Turm (Käpfle) Richtung Tübingen

Bronnweiler ist ein Teilort Reutlingens und deshalb sogar mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Die Linie 5 fährt vom Hauptbahnhof nach Bronnweiler. Die Haltestelle Käpfle liegt am nächsten zur Friedenslinde. Dabei bietet sich natürlich ein Abstecher aufs Käpfle an. Eine gemütliche Runde zum Käpfle und zur Friedenslinde schafft man locker in einer Stunde.

Die Alte Burg, die noch in Straßennamen vorkommt, gibt es nicht mehr. Aber der Aussichtsturm des Schwäbischen Albvereins bietet wundervolle Ausblicke auf den Albtrauf von Teck bis Hohenzollern und ins Albvorland. Es führt sogar der Hauptwanderweg 5 (HW5) des Albvereins auf dem Weg vom Schwarzwald ins Allgäu dort vorbei.

Wandervorschläge in der Nähe:
Vom Reutlinger Markwasen zum Käpfle und über das NSG Listhof zurück
Rund um die Friedenslinde und rauf auf das Käpfle

Draußen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb: Wandern, Radfahren, Wanderreiten …